Flanieren von Denkmal zu Denkmal in der Gernsbacher Altstadt – mit Musik und Führungen! Das Konzept der Aktion DENKmal Altstadt ging am Samstag, 1. Juli, voll auf! Dank der guten Organísation durch das Kulturamt der Stadt Gernsbach mit Melanie Mußler und ihrem Team liefen die Vorbereitungen reibungslos ab, Akteure und Eigentümer der einzelnen Orte waren in die Planung eingebunden. Der Eröffnung durch Bürgermeister Julian Christ vor dem Kornhaus folgte gleich der erste musikalische Beitrag durch die Big Band des Albert-Schweitzer-Gymnasiums. Und dann gings Schlag auf Schlag. Im Bürgersaal des Alten Rathauses spielte das Violinensemble der Musikschule Gernsbach unter Leitung von Ulrike Merz auf.
Musica Antiqua hatte ihren Auftritt im Keller des Alten Rathauses. Im Kornhaus wurde durch das Kornhaus-Team bewirtet, und man konnte die Ausstellung zu Friedrich Weinbrenner auf eigenen Faust erkunden. In drei Führungen Mal gab Dr. Ullrich Schumann, Präsident der Weinbrenner-Gesellschaft, Erläuterungen zum Leben und Werk von Friedrich Weinbrenner. Auf den ausgestellten Tafeln wurde über die Gernsbacher Stadtplanung des genialen Bauherrn berichtet. Vor dem Kornhaus trat zu abendlicher Stunde der Schulchor des Albert-Schweitzer-Gymnasiums unter Leitung von Eckhard Kleinbub auf. Zu Beginn war das Lampenfieber beim Chor aufgrund der zahlreichen Zuschauerinnen und Zuschauer groß, doch bald legte sich dies und die Sängerinnen und Sänger überzeugten durch ihren Auftritt.
Begehrt war die Teilnahme an der Führung zur 1848er Revolution. Cornelia Renger-Zorn hatte eigens für diesen Tag eine Szenenspiel zur Revolution von 1848 geschrieben. Wie zu erwarten, hatte sie auch eine Rolle für einen Freiwilligen aus dem Publikum vorgesehen – der Zufall wollte es, dass auch Bürgermeister Julian Christ in diese Rolle schlüpfen durfte.
Wolfgang Froese, Stadtarchivar, begrüßte die Besucher im historischen Gewand des 19. Jahrhunderts vor dem ehemaligen Gasthaus “Goldener Bock”, Hauptstraße 20, und gab eine erste Hinführung zu den Ereignissen 1848 in Gernsbach, bevor in den Keller des Gebäudes geführt wurde. Dort erwartete die Besucher gemütliches Ambiente, und die Schauspieler-Truppe von Cornelia Renger-Zorn tat ihr übriges, dass man sich schnell in die Revolutions-Zeit zurückversetzt fühlte. Sie schrieb eine Konversation zwischen Casimir Griesbach (Demokrat, Republikaner), der von Günther Schermer gespielt wurde, und Wilhelm Grötz (konservativ-konstitutionell), dargeboten von Wolfgang Froese. Vielleicht hat auch der Ausschank eines Getränkes durch die Truppe das Übrige dazu beigetragen, dass man sich gar nicht mehr von den Bänken im Keller erheben wollte.
Das Highlight waren die beiden privaten Keller, die eigens zu diesem Anlass geöffnet wurden. Das eine war der Keller von Hauptstraße 28/30 und der andere der Wolkensteinsche Keller in der Turmgasse. Bernd Säubert führte durch den Keller neben dem Kornhaus und konnte viele Details über die “Unterwelt” von Gernsbach erzählen. Dr. Alexander Hoff ermöglichte den Zugang der Wolkensteinschen Keller und gab einen Einblick in die Sanierung mittelalterlichen Gewölbes. Dort wurden auch Erinnerungen an die 1970er Jahre wach, als die Keller während der ersten Altstadtfeste zu Bewirtung geöffnet waren – bei dem aktuellen Bauzustand unvorstellbar.
In den Zehntscheuern führten Stephan de Laporte, Regina Meier und Irene Schneid-Horn durch zwei der historischen Stockwerke, Mitglieder des Forums Zehntscheuern standen für Fragen die ganze Zeit zur Verfügung. Ein Schmankerl am Rande bildete der Besuch eines Brautpaares. Zufällig kam ein Brautpaar, das kurz zuvor im Bürgersaal des Alten Rathauses getraut worden war, bei den Zehntscheuern vorbei und war von dem Ambiente des Gebäudes so fasziniert, dass sie es spontan für ihr Hochzeitsfotos-Shooting wählten. Von dieser Stelle nochmals herzlichen Glückwunsch!
Ein Schmankerl bot Sabine Giersiepen in der Hauptstraße 23. Vor dem KUNSTRaum, wo Stein- und Holzskulpturen von Annegret Kalvelage ausgestellt werden, hatte sie eingeladen zum Kanonsingen “Mach mit”. Mit Unterstützung von Freunden versammelte sie an drei Terminen sangesfreudige Menschen, die zufällig oder gezielt vorbeikamen und den mehrstimmigen Chor bereicherten. Eine ansteckende Mitmach-Aktion.
Und zwischendrin konnte man einkehren in die Lokale der Stadt. Bestes Sommerwetter tat sein übrigens hinzu, dass die Besucher bis in die Dunkelheit hinein den Stadtbuckel “nuff und runner” unterwegs waren.
Als es langsam dunkel wurden, konnten auch die Aktiven und die Mitarbeiterinnen der Tourist-Info aufatmen – kein störender Regen sowie rundum zufriedene Besucherinnen und Besucher. Bis die letzten Keller geschlossen und alle Tore der Zehntscheuern verriegelt waren, dauerte es noch etwas. Am nächsten Tag war der Bauhof nochmal aktiv, baute Hinweisschilder und Absperrungen wegen der Abgrenzungen der mobilen, zusätzlichen Toiletten ab und das tägliche Altstadtleben nahm seinen Lauf.
Im Rückblick ein tolles Zusammenspiel von Verwaltung, Kulturschaffenden, Altstadt-Bewohner und Altstadt-Aktiven. Danke für dieses harmonische Miteinander. Die Veranstaltung ruft nach einer Wiederholung. Nächstes Jahr?
Regina Meier