Schicksalsjahr 1923 – Teil 2

Im vergangenen Gernsbacher Bote 2/2023 erschien Teil 1 des Artikels über das „Schicksalsjahr 1923“. Hiermit wird der Rückblick auf das ereignisreiche Jahr vor 100 Jahren weiter fortgesetzt.

Auch für einen Gernsbacher war 1923 ein Schicksalsjahr. Der neunzehnjährige Fritz Schorn hatte seine Heimatstadt Gernsbach verlassen und war nach Amerika ausgewandert.

1922 war die Siedlung „Kolonie“ zwischen Schwarzwald- und heutiger Friedrich-Abel-Straße für die Werksangehörigen von Schoeller & Hoesch fertiggestellt worden. Quelle: Festschrift 1956 Jahre Schoeller & Hoesch

Ein wesentlicher Grund waren die schlechten Verdienstmöglichkeiten in dem von den Nachkriegswirren gebeutelte Deutschland, das politische und wirtschaftliche Existenzkämpfe erlebte. Die Inflation beherrschte das Wirtschaftsleben. Die Verdienste der Arbeiter wie auch der Beamten hielt mit den Teuerungsraten der Preise[1] nicht Schritt. So wandten sich die Lehrer der hiesigen Realschule in einem Schreiben vom Dezember 1923 an die vorgesetzte Behörde und reklamierten. Die Teuerungsraten in Gernsbach wären eine der höchsten in Baden. „Die Teuerung ist hier deshalb so groß, weil Gernsbach Industrie- und Kurort ist und in einem Verbraucherbezirk und nicht in einem Erzeugerbezirk liegt.“ Das Protestschreiben weist ebenfalls darauf hin, dass der größte Arbeitgeber am Ort, Schoeller & Hoesch, durch die firmeneigenen Werkswohnungen und der Versorgung ihrer Arbeiter mit Brenn- und Lebensmitteln viel für seine Mitarbeiter getan hat. 1922 war die Siedlung „Kolonie“ zwischen Schwarzwald- und heutiger Friedrich-Abel-Straße für die Werksangehörigen fertiggestellt worden.[2]

Viele Gernsbacher kamen jedoch nicht in den Genuss dieser Vergünstigungen. Viele verloren ihre gesamten Ersparnisse, die innerhalb kürzester Zeit nichts mehr wert waren. Selbst die Kirchengeläut in Gernsbach musste unter der Inflation leiden. Die katholische Kirchengemeinde hatte 1922 vier Glocken bestellt, die Glockengießerei stellte vor Anlieferung allerdings Nachforderungen. Stadtpfarrer Steinbach klagte: „dass die Glocken versandfertig seien, aber nicht abgeschickt würden, wenn wir nicht eine Nachforderung von circa drei Millionen Mark anerkennen würden.“  Letztlich stimmte die Gemeinde zu: „Sofort zugreifen, sonst bezahlen Sie in wenigen Tagen das Doppelte und Dreifache!“ Schließlich wurden am 23. Januar 1923 die neuen Glocken geliefert.

Durch die Inflation wurden ganze Bevölkerungsklassen enteignet, ein uraltes Vertrauen zerstört und ersetzt durch Furcht und Zynismus: „auf was war noch Verlass, auf wen konnte man bauen, wenn dergleichen möglich war“, summierte Golo Mann über diese Zeit in Deutschland.[3]

August Menges, Bürgermeister von 1919 bis 1933, erreichte in den 1920er Jahren, dass auch in Gernsbach Quäker-Speisungen ausgegeben wurden. Foto: Stadtarchiv Gernsbach

Besonders die Familien mit Kindern litten unter den Verhältnissen. Bereits 1920 war eine Kinderhilfe eingerichtet worden, eine staatliche Geldsammlung, deren Erlös Kindern aus Gernsbach, aber auch in ganz Baden zugute kam.[4] Außerdem hatte Bürgermeister Menges eine Hilfe der Quäker aus den USA erreicht. Die Quäkerspeisungen begannen bereits 1921 und unterstützten Gemeinden, „die in Bezug auf die Lebensmittelversorgung unter mißlichen Verhältnissen leiden.“ Für die Bewilligung dieser Hilfe musste zuerst eine ärztliche Untersuchung aller Kinder stattfinden, mit Größe und Gewicht.[5] Diese Listen belegen die schlechte Ernährungslage, unter der vor allem die Kinder litten. Dank der Quäker-Hilfe wurden wöchentlich Lebensmittel an die Kinder in den Schulen ausgegeben, die Unterlagen dazu finden sich noch heute im Stadtarchiv Gernsbach. 

Doch nicht nur wirtschaftlich, sondern auch politisch befand sich Deutschland in einer Existenzkrise. Die Ruhrbesetzung und die politische Instabilität verunsicherte die Bevölkerung in ihrer Erwartung der Zukunft. So war in dem jungen Gernsbacher Fritz Schorn – wie bei vielen anderen – die Entscheidung gereift, dieses krisengeschüttelte Deutschland zu verlassen. Um nach Amerika zu gelangen, musste man einen „Paten“ im Land nachweisen.

Handgeschriebener Brief
Der erste Brief des Auswanderers Fritz Schorn aus dem Jahr 1923. Fotos (wenn nicht anders angegeben): Familienarchiv Schorn

Für Fritz Schorn bürgte sein Cousin Louis, der ihm die 110 Dollar für die Schiffs-Passage vorstreckte und im März 1923 noch 20 Dollar sandte: 10 Dollar für die Einwanderung, 2 Dollar für die Zugfahrt von Gernsbach nach Hamburg. „So werst du 8 Dollar uberich haben. Nimm gut acht von das Geld, du kannst es notwendig brauchen vielleicht“, schrieb Louis in seinem amerikanisch eingefärbten Deutsch.[6] Und einen weiteren Rat, den ihm der Cousin in den Inflationszeiten gab:  „Wechsel keinen amerikanischen Dollar, wenn es nicht notwendig ist, weil deutsches Geld ist nix wert in diesem Land.“

Zwei Männer an einer Theke
Fritz Schorn trat bereits 1927 in die US Coastal Guard ein.

Doch in Amerika erwartete ihn kein einfacheres Leben. Der hehre Wunsch, den Problemen in Deutschland zu entfliehen, folgte eine nüchterne Erkenntnis. In dem ersten Brief von Fritz Schorn, er noch in deutscher Schrift verfasste, hört man die Ernüchterung raus: „ins gelobte Land Amerika, wo Milch und Honig fließt, so man Geld hat“. „Hier muß man auch arbeiten, um Geld zu verdienen.“ Durch die Farmarbeit, die ihm sein Cousin anbot, verdiente er nicht genügend, um das geliehene Geld zurückzubezahlen. So wechselte er zu einer Fabrikarbeit, dann trat er in die US Coast Guard ein, die ihm die Einbürgerung in die USA erleichterte. Dies brachte ihn schließlich nach Kalifornien, wo er schließlich in San Francisco Fuß fasste. Dort traf er auf eine junge, deutsche Auswanderin aus Norddeutschland und gründete eine Familie. Sie kauften ein Haus in der quirligen kalifornischen Metropole. Bald folgte ein Wochenendhaus in den nahen Redwood-Wäldern, die bei ihm Erinnerungen an den Schwarzwald auslösten. Daraus wurde später sein fester Wohnsitz, noch heute wohnen seine Nachfahren dort.

Gruppenfoto von 1950
Bei dem ersten Klassentreffen des Jahrgangs 1904 nach dem Zweiten Weltkrieg, zu dem Fritz Schorn mit seiner Frau 1950 kam, wurde er herzlich willkommen geheißen. Christine Schorn mit Blumenstrauß sitzt rechts von ihrem Mann. Auf der anderen Seite Metzgermeister Anselm.

Den Kontakt zu Gernsbach hielt er sein Leben lang aufrecht. Er kam zeitlebens zu Klassentreffen des Jahrgangs 1904 und zeigte seinen beiden Töchtern in mehreren Reisen sein Elternhaus, in dem seine Schwester bis in die 1990er Jahre wohnte. Das Haus in der Waldbachstraße, das direkt an der Stadtmauer liegt, war für ihn immer Anlaufstelle bei den Besuchen in seiner Heimatstadt. In den siebziger Jahren brachte er seine Enkelinnen nach Gernsbach. Diese halten bis heute die Verbindung nach Gernsbach und den zwischenzeitlich freundschaftlich verbundenen ehemaligen Nachbarn.

Zwei Frauen sitzen vor der Kulisse von Gernsbach.
Die Enkelinnen von Fritz Schorn machten einen Besuch in der Heimatstadt des vor 100 Jahren ausgewandertn Großvaters. Foto: Meier

Bei einem kürzlichen Besuch der Enkellinen und der Ur-Enkelin in Gernsbach – fast genau 100 Jahre, nachdem ihr Urgroßvater seine Heimat verlassen hatte – ging sie den Spuren der Familie in den 1920er Jahren nach. Sie nahm nicht nur die Familien-Geschichte in Blick, es wurden auch Parallelen zu heute gesucht: 2023 werden die Angst vor der Inflation und der Kampf um Rohstoffe öffentlich diskutiert wie es 1923 an der Tagesordnung war. Allerdings – was uns als Bedrohung durch Krieg und Energiefragen derzeit beschäftigt, ist mit den Zuständen von 1923 nicht vergleichbar. Doch lohnt sich immer wieder der Blick zurück in die Vergangenheit.

Regina Meier

Der Artikel erschien im Gernsbacher Bote 3/2023, Seite 6-7

[1] Regina Meier, in: Gernsbacher Bote 2/2023 Seite 6f.
[2] Wolfgang Froese, in: Gernsbacher Bote 3/2014, S. 7f.
[3] Golo Mann, Deutsche Geschichte des neunzehnten und zwanzigsten Jahrhunderts, Frankfurt 1958, Seite 679
[4] Martin Walter, Prägende Jahre zwischen den Kriegen 1914-1945, in: „800 Jahre Gernsbach – die Geschichte der Stadt“, Gernsbach 2019, Seite 207
[5] Stadtarchiv Gernsbach,  Akte  4887
[6] Familienarchiv Schorn, privat, San Francisco

Begeisterndes DENKmal Altstadt

Schauspieler-Truppe von Cornelia Renger-Zorn führte die Zuschauer l in die Revolutions-Zeit. Foto: Meier

Flanieren von Denkmal zu Denkmal in der Gernsbacher Altstadt – mit Musik und Führungen! Das Konzept der Aktion DENKmal Altstadt ging am Samstag, 1. Juli, voll auf! Dank der guten Organísation durch das Kulturamt der Stadt Gernsbach mit Melanie Mußler und ihrem Team liefen die Vorbereitungen reibungslos ab, Akteure und Eigentümer der einzelnen Orte waren in die Planung eingebunden. Der Eröffnung durch Bürgermeister Julian Christ vor dem Kornhaus folgte gleich der erste musikalische Beitrag durch die Big Band des Albert-Schweitzer-Gymnasiums. Und dann gings Schlag auf Schlag. Im Bürgersaal des Alten Rathauses spielte das Violinensemble der Musikschule Gernsbach unter Leitung von Ulrike Merz auf.

Musica Antiqua trat im Keller des Alten Rathauses auf. Foto: Meier

Musica Antiqua hatte ihren Auftritt im Keller des Alten Rathauses. Im Kornhaus wurde durch das Kornhaus-Team bewirtet, und man konnte die Ausstellung zu Friedrich Weinbrenner auf eigenen Faust erkunden. In drei Führungen Mal gab Dr. Ullrich Schumann, Präsident der Weinbrenner-Gesellschaft, Erläuterungen zum Leben und Werk von Friedrich Weinbrenner. Auf den ausgestellten Tafeln wurde  über die Gernsbacher Stadtplanung des genialen Bauherrn berichtet. Vor dem Kornhaus trat zu abendlicher Stunde der Schulchor des Albert-Schweitzer-Gymnasiums unter Leitung von Eckhard Kleinbub auf. Zu Beginn war das Lampenfieber beim Chor aufgrund der zahlreichen Zuschauerinnen und Zuschauer groß, doch bald legte sich dies und die Sängerinnen und Sänger überzeugten durch ihren Auftritt.

Begehrt war die Teilnahme an der Führung zur 1848er Revolution. Cornelia Renger-Zorn hatte eigens für diesen Tag eine Szenenspiel zur Revolution von 1848 geschrieben. Wie zu erwarten, hatte sie auch eine Rolle für einen Freiwilligen aus dem Publikum vorgesehen – der Zufall wollte es, dass auch Bürgermeister Julian Christ in diese Rolle schlüpfen durfte.

Wolfgang Froese, Stadtarchivar, begrüßte die Besucher im historischen Gewand des 19. Jahrhunderts vor dem ehemaligen Gasthaus “Goldener Bock”, Hauptstraße 20, und gab eine erste Hinführung zu den Ereignissen 1848 in Gernsbach, bevor in den Keller des Gebäudes geführt wurde. Dort erwartete die Besucher gemütliches Ambiente, und die Schauspieler-Truppe von Cornelia Renger-Zorn tat ihr übriges, dass man sich schnell in die Revolutions-Zeit zurückversetzt fühlte. Sie schrieb eine Konversation zwischen Casimir Griesbach (Demokrat, Republikaner), der von Günther Schermer gespielt wurde, und Wilhelm Grötz (konservativ-konstitutionell), dargeboten von Wolfgang Froese. Vielleicht hat auch der Ausschank eines Getränkes durch die Truppe das Übrige dazu beigetragen, dass man sich gar nicht mehr von den Bänken im Keller erheben wollte.

Bernd Säubert führte durch den Keller neben dem Kornhaus und konnte viele Details über die “Unterwelt” von Gernsbach erzählen. Foto: Meier

Das Highlight waren die beiden privaten Keller, die eigens zu diesem Anlass geöffnet wurden. Das eine war der Keller von Hauptstraße 28/30 und der andere der Wolkensteinsche Keller in der Turmgasse. Bernd Säubert führte durch den Keller neben dem Kornhaus und konnte viele Details über die “Unterwelt” von Gernsbach erzählen. Dr. Alexander Hoff ermöglichte den Zugang der Wolkensteinschen Keller und gab einen Einblick in die Sanierung mittelalterlichen Gewölbes. Dort wurden auch Erinnerungen an die 1970er Jahre wach, als die Keller während der ersten Altstadtfeste zu Bewirtung geöffnet waren – bei dem aktuellen Bauzustand unvorstellbar.

In den Zehntscheuern führten Stephan de Laporte, Regina Meier und Irene Schneid-Horn durch zwei der historischen Stockwerke, Mitglieder des Forums Zehntscheuern standen für Fragen die ganze Zeit zur Verfügung. Ein Schmankerl am Rande bildete der Besuch eines Brautpaares. Zufällig kam ein Brautpaar, das kurz zuvor im Bürgersaal des Alten Rathauses getraut worden war, bei den Zehntscheuern vorbei und war von dem Ambiente des Gebäudes so fasziniert, dass sie es spontan für ihr Hochzeitsfotos-Shooting wählten. Von dieser Stelle nochmals herzlichen Glückwunsch!

Kanonsingen “Mach mit” vor dem KUNSTRaum, Hauptstraße 23. Foto: Annegret Kalvelage

Ein Schmankerl bot Sabine Giersiepen in der Hauptstraße 23. Vor dem KUNSTRaum, wo Stein- und Holzskulpturen von Annegret Kalvelage ausgestellt werden, hatte sie eingeladen zum Kanonsingen “Mach mit”. Mit Unterstützung von Freunden versammelte sie an drei Terminen sangesfreudige Menschen, die zufällig oder gezielt vorbeikamen und den mehrstimmigen Chor bereicherten. Eine ansteckende Mitmach-Aktion.

Und zwischendrin konnte man einkehren in die Lokale der Stadt. Bestes Sommerwetter tat sein übrigens hinzu, dass die Besucher bis in die Dunkelheit hinein den Stadtbuckel “nuff und runner” unterwegs waren.

Als es langsam dunkel wurden, konnten auch die Aktiven und die Mitarbeiterinnen der Tourist-Info aufatmen – kein störender Regen sowie rundum zufriedene Besucherinnen und Besucher. Bis die letzten Keller geschlossen und alle Tore der Zehntscheuern verriegelt waren, dauerte es noch etwas. Am nächsten Tag war der Bauhof nochmal aktiv, baute Hinweisschilder und Absperrungen wegen der Abgrenzungen der mobilen, zusätzlichen Toiletten ab und das tägliche Altstadtleben nahm seinen Lauf.

Im Rückblick ein tolles Zusammenspiel von Verwaltung, Kulturschaffenden, Altstadt-Bewohner und Altstadt-Aktiven. Danke für dieses harmonische Miteinander. Die Veranstaltung ruft nach einer Wiederholung. Nächstes Jahr?

Regina Meier

Der Artikel erschien im Gernsbacher Bote 3/2023, Seite 13

Die Glocken der Liebfrauenkirche

Weithin klingen die Glocken Gernsbachs über die Stadt. In diesem Jahr kamen zu dem abgestimmten Geläut der Kernstadt noch eine weitere Besonderheit hinzu: Die Glocken der Liebfrauenkirche erklingen nun zusätzlich am Morgen und am Abend zum Gebetsläuten.

Pfarrer Markus Moser hat dies wieder eingeführt. Die Tradition reicht weit zurück in die Geschichte und hat auch noch heute in der lärmerfüllten Zeit ihre Berechtigung. Das Läuten lässt die Menschen bewusst wahrnehmen, dass es noch etwas anderes als ein gehetztes und vergängliches Erdenleben gibt. Die evangelische Jakobskirche hat über die Jahre hinweg das Mittagsläuten um 12 Uhr und das Abendläuten um 19.30 Uhr bewahrt. Nun ergänzt die Liebfrauenkirche mit dem Läuten der Glocke Heiliger Erzengel Michael um 7 Uhr das vielstimmige Geläut (außer am Wochenende). Auch das 12-Uhr-Läuten der Liebfrauenkirche wird von der Michaelsglocke bestritten. Nur beim Abendläuten kommt nach der Michaelsglocke zum Abschluss noch die Glocke Heiliger Schutzengel zu Gehör, die kleinste Glocke in dem fünfstimmigen Geläut.

Fünf Glocken in der Liebfrauenkirche

Die größte Glocke der Liebfrauenkirche ist der Namenspatronin der Kirche geweiht und zeigt in dem umlaufenden Fries Abbildungen zu den Sieben Schmerzen Marias. Hier die Flucht aus Ägypten. Foto: Meier

Insgesamt umfasst die Glockenstube der Liebfrauenkirche fünf Glocken, die jeweils einen Namen, eine eigene Inschrift und Verzierung haben[1]:
1 Maria Mater Dolorosa. Der Durchmesser der Glocke beträgt 1300 mm, Gewicht 1500 kg, Ton es. In einem umlaufenden Fries sind Bilder eingegossen, die die sieben Schmerzen Marias symbolisieren.
2 Heiliger Erzengel Michael, Durchmesser 1160 mm, Gewicht 1100 kg, Ton f. In einem umlaufenden Fries sind Bilder eingegossen, die die vier Tugenden darstellen. Deutlich zu erkennen sind eine Waage (Sinnbild für die Gerechtigkeit), eine Säule (die Stärke), Gefäße (Mäßigung: Mischung von Wasser und Wein) und ein Spiegel (die Klugheit: der kluge Mensch hält sich einen Spiegel vor, und denkt über seine Taten nach).
3 Seliger Bernhard von Baden, Durchmesser 980 mm, Gewicht 640 kg, Ton as.
4 Joseph, Durchmesser 840 mm, Gewicht 380 kg, Ton b. Sie besitzt vorne eine Inschrift. „Brüder, den guten Gott liebet, christliche Nächstenliebe übet.“
5 Heiliger Schutzengel, Durchmesser 750 mm, Gewicht 280 kg, Ton c.

Das Läuten der Glocke wird heute über eine elektrische Steuerung geregelt, die Glocken werden von Motoren angetrieben. Ältere Gernsbacher erinnern sich noch, dass bis in die 1960er Jahren die Glocken durch Seile vom Turmraum aus geläutet wurde. Der Messner Haitz musste damals noch die Uhr von Hand aufziehen und dazu mehrere Stockwerke hoch in den Kirchturm steigen, erinnern sich ehemalige Messdiener, da sie ihn bei seinem Gang begleiten durften. Im Stadtarchiv findet sich dazu ein Beleg: Immerhin erhielten die beiden Kirchendiener für das Aufziehen der Kirchenuhren und das Zeitläuten eine Entschädigung von täglich eine halbe Stunde Arbeitszeit aus der Stadtkasse bewilligt. Dies ist die Besonderheit: Während das Läuten zum Gottesdienst und Gebet kirchliche Angelegenheit ist, obliegt der Stadt die Zeitansage.[2] Auch wenn es heute nicht mehr so bedeutsam ist, dass vom Kirchturm die Zeit strukturiert wird, so ist es doch ein Symbol für die Einbindung des Menschen in die soziale, kulturelle und religiöse Gemeinschaft.

Geschichte der Glocken

Die älteste Glocke im Geläut der Liebfrauenkirche ist die Josephs-Glocke, die sich seit 1923 im Kirchturm befindet. Foto: Meier

Die derzeit älteste Glocke im Turm der Liebfrauenkirche wurde vor 100 Jahren installiert. Die Geschichte der Glocken in Gernsbach ist wesentlich älter.  Schon 1626 sind drei Glocken nachgewiesen. Die „Burger-Glocke“ wird 1774 erwähnt.[3] Aufschlussreich sind die Kostenverteilungen im 17. und 18. Jahrhundert zwischen Stadtverwaltung sowie evangelischer und katholischer Gemeinde bei den Reparaturen an den Glocken. Diese wird auch bei der Erweiterung der Liebfrauenkirche im 19. Jahrhundert dokumentiert.[4]

Ein Archivdokument von 1782 beschreibt die Kostenverteilung, als große gesprungene Glocke der Liebfrauenkirche wiederhergestellt wurde. Die Kosten dafür wurden „nach uralter Observanz“ zur Hälfte von der Stadtverwaltung, zum anderen von der Katholischen Kirchengemeinde getragen.[5]

Einschneidende Veränderung in den Glockenbestand der Stadt gab es während des Ersten und Zweiten Weltkrieges. Etwa 65.000 Glocken wurden im Ersten Weltkrieg in Deutschland zu Kanonen umgegossen. Viele Kirchengemeinden betrachteten das „Glockenopfer” als einen patriotischen Akt. Glocken waren wegen ihrer Bronze kriegswichtiges Material und wurden während zuerst freiwillig abgegeben, dann zwangsweise eingezogen.

3 Glocken auf einer Ladefläche
Eine seltene Aufnahme hat die Abgabe der Glocken 1917 auf der Waage bei der ehemaligen Kelter in der Gottlieb-Klumpp-Straße dokumentiert. Foto: Familienarchiv Bohnert

Im September 1917 wurden Glocken der evangelischen und katholischen Kirche abgegeben und nach Rastatt überführt. Von der Liebfrauenkirche wurden die Glocken 1,2 und 4 mit insgesamt 1.500 kg und von der St. Jakobskirche die Glocken 2 und 3 mit insgesamt 1.500 kg eingezogen. Bereits im Dezember 1919 werden sie als „bereits zerschlagen“ vermerkt.[6]

Bei der Wiederbeschaffung, die von der Stadt aus „moralischen Gründen“ zur Hälfte finanziert wurde, wurde die Vereinbarung getroffen, dass sich die Kirchen zum „üblichen Zeitläuten verpflichten“. Am 8. Juli 1921 stimmte der Bürgerausschuss unter dem Vorsitz von Bürgermeister Menges zu, dass die Neuanschaffung der großen Kirchenglocke für die evangelische und katholische Kirche von der Stadtkasse übernommen wird.

Die protestantische Gemeinde schloss einen Vertrag mit der Firma Bachert in Karlsruhe ab, während sich die katholische für die Firma Grüninger in Villingen entschied. Beauftragt wurden von der katholischen Gemeinde vier Glocken mit Liefertermin Februar 1922. Doch die Hyperinflation der 1920er Jahre warf die Pläne über den Haufen. Während von der evangelischen Kirche bereits Weihnachten 1921 das neue Geläut zu hören war, wurden der katholischen Gemeinde im Mai 1922 erstmal Lohnnachforderungen in Rechnung gestellt. Schließlich sah sich der damalige Stadtpfarrer Karl Steinbach gezwungen, die Gemeindemitglieder zu beruhigen, die sich nach dem neuen Geläute erkundigten. „Meine Pfarrkinder wurden von Woche zu Woche ungeduldiger, aufgeregter,“ schrieb der Pfarrer. Schließlich erhielt er die Nachricht vom Glockengießer, „dass die Glocken versandfertig seien, aber nicht abgeschickt würden, wenn wir nicht eine Nachforderung von circa drei Millionen Mark anerkennen würden.“ Hintergrund war die rasant ansteigende Inflation, die eine unvergleichbare Geldentwertung zur Folge hatte. Die weiteren Verhandlungen ermöglichten es, dass  am 21. Januar 1923 es endlich soweit war. Die neuen Glocken wurden in der Liebfrauenkirche installiert.

Erneutes Glockensterben im Zweiten Weltkrieg

Der nächste Einschnitt im Glockenbestand kam mit dem Zweiten Weltkrieg. Nach einer Anordnung vom 15. März 1940 durften die Kirchenglocken nur bei Tage geläutet werden. „Von 18 bis 8 Uhr haben sämtliche Kirchenglocken zu schweigen.“ Doch diese Anordnung war bald nicht mehr von großer Bedeutung. Denn bereits im April 1940 wurden die Kirchenglocken der Stadt wieder eingezogen. Der Rohstoff wurde als kriegswichtig eingestuft. Im April 1940 dokumentiert der Meldebogen für Bronzeglocken der Kirche für die Liebfrauenkirche, dass von den vier Glocken drei abgeliefert wurden. Danach wurden die Glocken mit der Meldenummer 1, 2 und 4 mit insgesamt  abtransportiert. Nur die Josephsglocke 3 durfte bleiben. Somit ist sie heute die älteste Glocke der Liebfrauenkirche.

Foto: Familienarchiv Bohnert

Das Abliefern der Glocke wurde damals als Eingriff  in die Identität der Gemeinde empfunden. Daher ist es verständlich, dass nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs die Anschaffung von neuen Glocken sehr wichtig für die Pfarrgemeinde war. Bereits 1950 wurde vom Geistlichen Rat Ernst Bernauer die Anschaffung von vier Glocken beantragt. „Die kath. Kirchengemeinde will zu der vorhandenen b’Glocke noch vier weitere Glocken mit den Tönen es-f-as-c anschaffen.“ Diesem Antrag wurde umgehend stattgegeben. Mit vielen Aktionen wurde in Gernsbach damals die Anschaffung unterstützt. So fand im Oktober 1949 ein „Seifen-Kistel-Rennen“ mit 80 kleinen Rennkünstlern zugunsten der katholischen und evangelischen Kirchenglocken statt. Als Höhepunkt des Oktoberfestes wurden „8 Große Ausscheidungs-Boxkämpfe unter der bewährten Kampfleitung von Ex-Weltmeister Max Schmeling“ veranstaltet.

Aktuelle Anpassungen

5 Glocken in der Glockenstube
Das Geläut der Liebfrauenkirche umfasst fünf Glocken. Foto: Meier

Die Anlage im Turm der Liebfrauenkirche erfuhr im Jahr 2016 eine umfassende Sanierung, dabei wurde in dem Glockenstuhl die Stahlaufhängung durch eine Holzlösung erneuert. Der Uhrenschlag ertönt von 6 Uhr morgens bis 22 Uhr nachts. In den Uhrenschlag sind alle Glocken eingebunden. Hierbei übernehmen die Glocken 2, 3, 4 und 5 den Viertelstundenschlag, Glocke 1 lässt die Stunde erklingen (Westminsterschlag).

Bei seinem diesjährigen Kontroll-Besuch hat Glockeninspekteur Uwe Kühnau von der Firma Schneider aus Schonach eine weitere Änderung im Geläut der Liebfrauenkirche einprogrammiert: Seit Anfang Juli ist samstags um 17.01 Uhr das Sonntagseinläuten zu hören. Dabei kommen alle Glocken zum Klingen. Kühnau bewunderte bei seiner Arbeit im Gernsbacher Turm, dass das Geläut sehr gut aufeinander abgestimmt ist und dass auch die Anschlagstärke der Klöppel gut ins Gesamtgefüge passt. 

Der Glockenschlag in Gernsbach ist harmonisch aufeinander abgestimmt. Quelle: Andreas Diemer

Für alle, die zukünftig das Glockenläuten bewusster wahrnehmen, wird vielleicht eine weitere Dimension eröffnet: Es ruft in uns die Ewigkeit und die Zerbrechlichkeit des Lebens in Bewusstsein, wie es in dem berühmten Gedicht von Friedrich Schiller „Die Glocke“ ausgedrückt wird.[7] „Glocken sind Klang gewordene Geschichte eines Ortes“, versichert Thomas Wilhelm, der Orgel- und Glockensachverständige der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN). „Wir müssen besser vermitteln, welchen Schatz wir mit den Glocken haben.”

Regina Meier

Der Artikel erschien im Gernsbacher Bote 3/2023, Seite 8-9

[1] https://www.ebfr-glocken.de, Abruf 15. August 2023

[2] Stadtarchiv Gernsbach Akte 1448

[3] Die Kunstdenkmäler des Landkreises Rastatt, Karlsruhe 1963, Seite 164

[4] Erzbischöfliches Archiv Freiburg, Kirchenbaulichkeit Amt Gernsbach, B22/8492, 1756-1832

[5] Stadtarchiv Gernsbach Akte 1448

[6] Stadtarchiv Gernsbach Akte 1448

[7] Wolfgang Vögele, Sono auribus viventium, Kultur und Theologie des Glockenläutens in Reformation und Moderne, Berlin 2017 

Klassische Wege: Ruhestein – Wildsee

Wir schaffens mal wieder an einem Sommertag im Schwarzwald zu wandern. Wegen der hohen Temperaturen wählen wir einen Wanderweg nahe dem höchsten Gipfel des Nordschwarzwalds. Wir wandern auf einem traditionellen Weg: vom Ruhestein zum Wildsee. Der Start ist beim Nationalparkzentrum Ruhestein. An diesem Sonntagmorgen bequem zu erreichen, ohne Andrang und Verkehr.

Ein Klassiker im Nordschwarzwald. Und doch haben wir diesen Weg noch nie gemacht. An diesem Sonntag haben sich dies mehrere Gruppen vorgenommen, unter anderem auch eine Gruppe, die mit einem Landtagsabgeordneten unterwegs ist und der wir immer wieder begegnen. Bereichernd war, dass beim Eingang zum Naturpark Nordschwarzwald eine Rangerin und ein Ranger mit einem mobilen Stand vor Ort waren und nicht nur Erklärungen zum Auerhahn gaben, sondern gleich noch ein prachtvolles Anschauungsexemplar dabei hatten. Doch neben all den Bilderbuch-Ansichten des Schwarzwaldes in diesen Höhen bleibt eines nicht aus: die zahlreichen dürren Fichten inmitten des Waldes. Der Wassermangel, die hohen Temperaturen und die Borkenkäferattacken haben dem Wald kräftig zugesetzt und durchsetzen die grünen Waldflächen mit manch kargen Skelletten von Baumstämmen. Doch wir sehen auch viele Bereiche, in denen sich der Wald wieder regeneriert: er ist abwechslungsreich und gut strukturiert. Tannen, Kiefern, Eichen lassen sich entlang des Weges entdecken.

Auf diesem Wegabschnitt findet sich auch das Euting-Grab. Eine gepflegte Anlage inmitten des Waldes erinnert an Geheimrat Professor Julius Euting (1838-1917).  Der international anerkannte Orientalist und Wissenschaftler hat sich um die Erschließung von Wanderwegen in den Vogesen und dem Schwarzwald einen Namen gemacht. Sein bevorzugtes Wandergebiet lag um den Ruhestein herum. Große Teile seiner Sammlung wurden an das Linden-Museum in Stuttgart geschenkt, seine Urne wurde auf dem Seekopf auf dem  Ruhestein beigesetzt. Alljährlich am 11. Juli wird hier in Erinnerung an ihn, Besuchern und Wanderern eine Tasse arabischen Mokkas ausgeschenkt. Dies hat sich der Arabienforscher in seinem Testament so gewünscht. Und die Julius-Euting-Gesellschaft kommt diesem Wunsch in Verbindung mit dem Heimat- und Museumsverein Freudenstadt bis heute nach. Anscheinend wird diese Veranstaltung gut besucht! Das sollten wir uns mal fürs nächste Jahr vormerken.

Trotz der hohen Temperaturen war diese Etappe vom Ruhestein zum Wildsee und zurück, die sich ja knapp unter der 1000-Meter-Grenze bewegte, eine angenehme Tagestour. Dank der gemütlichen Einkehr auf der Darmstädter Hütte und dem Abschluss in der Ruhestein-Schänke war das Ganze auch ein geselliges Vergnügen. Der gute Trunk aus frischen Himbeeren hat dazu seinen Beitrag geleistet.

Schicksalsjahr 1923

Aufnahme der Murgpartie um 1925. Deutlich zu lesen ist das Firmenschild „Rheinische Creditbank“, die größte Bank in Baden bis 1929, die 1919 eine Filiale in Gernsbach gründete. Quelle: Stadtarchiv Gernsbach

Jahrzehntelang wurde das Jahr 1923 nicht sonderlich von der Geschichtsforschung beachtet. Die Folgen von 1933 und der Machtergreifung Hitlers beschäftigten die Historiker wesentlich mehr. Doch nun zum 100. Jahrestag rückt das Jahr stärker in den Fokus. Nicht so sehr die goldenen zwanziger Jahre stehen im Mittelpunkt, mehr die Auswirkungen der Hyper-Inflation und die Besetzung des Ruhrgebietes durch die Franzosen, um die dortige Kohle- und Koksproduktion zur Erfüllung der Reparationsverpflichtungen zu sichern. Historiker urteilen mittlerweile, dass 1923 ein Wendepunkt in der europäischen Geschichte war.[1]

Fritz Schorn wanderte 1923 als 19-Jähriger von Gernsbach in die USA aus. Foto: Familienarchiv Schorn

Auch für einen Gernsbacher war 1923 ein Schicksalsjahr. Der neunzehnjährige Fritz Schorn verließ Gernsbach und wanderte nach Amerika aus. Diese Entscheidung hat er sich nicht leicht gemacht, doch er wollte raus aus dem kleinen Haus, in dem er mit seinen Eltern und seinen drei Geschwistern lebte. In dem historischen, direkt auf der Stadtmauer Gernsbachs aufgesetzte Haus am Waldbach hatte er seine Kindheit verbracht.

Im Jahr 1923 stieg die Zahl der Auswanderer nach Amerika wieder an.[2] Während des Ersten Weltkrieges war eine Auswanderung nicht möglich, nach 1920 nahm sie stark zu.[3] Während es 1920 noch 19 Personen in Baden waren, die sich nach Amerika aufmachten, zählte man 1921 insgesamt 639 und 1923 sogar 7.154 Menschen. Dies war die höchste Zahl der jährlichen Auswanderer. Da ist deutlich die wirtschaftliche Notlage herauszulesen, unter denen die Badener litten. Insgesamt verließen zwischen 1921 und 1933 rund 42.000 Badener das Land. Fritz Schorn aus Gernsbach war also einer von vielen, die sich aus den schwierigen wirtschaftlichen Verhältnissen aufmachten, um in Amerika bessere Verdienstmöglichkeiten zu finden.

Zu Beginn der zwanziger Jahre herrschte eine beispiellose Inflation und erschwerte die Lebensbedingungen in Deutschland. Die Reparationszahlungen, zu denen Deutschland nach dem Ende des Ersten Weltkriegs verpflichtet wurden, heizte die Geldentwertung an. So finden sich im Stadtarchiv Gernsbach Nachweise zu den Preisen der wichtigsten Lebensmittel, die regelmäßig an das Badische Landespreisamt gemeldet werden mussten.[4]

Am 16. Februar 1920 kostete in Gernsbach ein Roggenbrot 74 Pfennig, 1 kg Butter 12 Mark, ein Ei 42 Pfennig. Die schwierigen Verhältnisse werden schon in den Anmerkungen angedeutet: „Die Kartoffelversorgung war ungenügend und die im Schleichhandel dafür bezahlten Preise sehr verschieden.“ 

Am 23. August 1922 war der Butterpreis bereits bei 480 Mark, ein Ei bei 9,50 Mark, Roggenbrot bei 85 Mark. Und die Preise stiegen unaufhaltsam. Am 20. August 1923 wurde für Roggenbrot 500.000 Mark, für Butter 8 Millionen Mark und für ein Ei 250.000 Mark aufgeführt. Und wenn man erwartet, dass es da keine Steigerung mehr geben könnte, hat weit gefehlt. Bei der Meldung vom 5. November 1923 steht der Butterpreis mit 250 Millionen Mark in der Liste, für Roggenbrot und Eier werden schon gar keine Preise mehr gelistet, da es schon rasante Preisveränderung zwischen dem Vormittags- und Nachmittagspreis gab.

Im  November 1923 wurden die Preise in der Statistik nur noch in Billionen angegeben: 1 Roggenbrot 50 Billionen , Butter 6 Billionen, ein Ei 100 Millionen Mark.[5] Eine Dimension, die unsere Vorstellungskraft übersteigt, astronomische Zahlen, unkalkulierbar.

Erst die Währungsreform, die im Oktober 1923 von dem Kabinett Stresemann beschlossen wurde, machte diesem Spuk ein Ende. Mit der Einführung der Rentenmark am 15. November 1923 stabilisierten sich die Verhältnisse, die Inflation war überwunden.[6] Im Januar 1924 bedankt sich das Statistische Landesamt Karlsruhe bei den Gemeinden für die „tatkräftige Unterstützung bei der Beschaffung der Unterlagen“ und teilt mit, dass nun die „Erhebung und Einsendung der Kleinhandelspreise in Wegfall“ kommt. Sicher zur Erleichterung des Bürgermeisteramtes. Die erste Statistik im Januar 1924 verzeichnet daher wieder „vernünftige“ Preise. Ein Roggenbrot kostet 33 Pfennig, Butter 4 Mark, ein Ei 22 Pfennig. [7]

Geldschein 100 Milliarden Mark wurde 1923 von der Stadt Gernsbach ausgegeben.

In den Jahren der Hyperinflation konnte auch die Ausgabe der Zahlungsmittel nicht Schritt halten. Seit 1920 wurde Notgeld gedruckt, 1923 liefen die Druckmaschinen für Banknoten auf Hochtouren. Die Reichsbank konnte den Bedarf an Papiergeld nicht mehr decken, Münzen waren schon längst verschwunden. Nun gaben Städte, Firmen und Geldinstitute Geldscheine aus. Beim Innenministerium in Karlsruhe hatten die Gemeinden Gaggenau, Gernsbach, Weisenbach und Forbach beantragt, dass sie eigenes Geld ausgeben dürfen, weil die Betriebe keine Löhne und Gehälter mangels Geldscheinen auszahlen konnten . Den „gemeinsamen Druck von 70 Millionen Mark Notgeld“ wurde den Gemeinden per Telegramm genehmigt. Doch schon vier Wochen später waren diese Scheine nur die Hälfte wert.

Kunstvoll waren die Geldnoten in den Inflationsjahren verziert.

So kam auch Gernsbach zu individuellen Noten. Bereits im Oktober 1922 wurde von der Stadt Gernsbach neue Scheine ausgegeben, von einer Stückelung von einem Zwanzig-Mark-Schein mit einem Bild von Gernsbach bis zu einem 5.000-Mark-Schein.[8]  Im September 1923 folgten ein 10 Millionen-Mark-Schein, sowie 10- und 100-Milliarden-Schein. Dieser Schein ist ein herausragendes Exemplar, bildet er doch den Storchenturm mit einem sinnigen Spruch ab: „Froh steht der Storch auf seinem Turm, wenn’s kalt wird, fliegt er weiter. Oh Mensch vertrau! Nach jedem Sturm wird’s Wetter wieder heiter.“ Alfred Kusche, Professor an der Karlsruher Baugewerbeschule, hatte für Gernsbach schön gestaltete Geldscheine entworfen und versah sie mit sinnigen Sprüchen. Irgendwann sparte man sich die aufwändige Gestaltung, man kam mit den Verzierungen nicht mehr nach.

(Fortsetzung folgt)

Regina Meier

[1] Ruhrbesetzung 1923 – Ein Jahr spricht für sich“, Hrsg. Werner Boschmann, Bottrup 2023, Seite. 198

[2]  Willi A. Boelcke, Sozialgeschichte Baden-Württembergs 1800 – 1989, Seite 303

[3] Karl Stiefel, Baden, Band 1, Karlsruhe 1977, Seite 432

[4] Stadtarchiv Gernsbach, Verwaltungssachen, GE Abt. II, Nr. 3315A 

[5] Stadtarchiv Gernsbach, Verwaltungssachen, GE Abt. II, Nr. 3315A

[6] Volker Ulrich, Deutschland 1923 – Das Jahr am Abgrund, München 2022, Seite 258

[7] Stadtarchiv Gernsbach, Verwaltungssachen, GE Abt. II, Nr. 3315A 

[8] Hans Meyer, Das Papiernotgeld von Baden 1914 – 1924, Berlin 1973, Seite 16f.

Der Artikel erschien im Gernsbacher Bote 2/2023, Seite 6-7

 

 

 

 

 

Ludwig Dill und die Deutsche Kunstgesellschaft

Die Schlusssätze des Artikels im „Gernsbacher Bote“ 1/2023 zum 175. Geburtstag von Ludwig Dill signalisieren, dass man sich mit dem Menschen Ludwig Dill weiter beschäftigen muss: „Für die weitere Recherchen über die Verbindungen von Ludwig Dill zu den nationalsozialistischen Kreisen bedarf es der Historiker, die Archivmaterialien und Korrespondenzen aufarbeiten.“ [1] Aus lokalhistorischer Sicht kam ich bei der Bewertung der Verbindungen Ludwig Dills, Ehrenbürger der Stadt Gernsbach, zu den Nationalsozialisten vor Redaktionsschluss der Frühjahrsausgabe des „Gernsbacher Boten“ bei den mir bekannten Quellen nicht weiter. Da sind Menschen gefragt, die die bisher nicht erforschten Quellen sichten und in ihren Kontext stellen können.

Ein Künstler, der in nationalsozialistischen Zeiten zum Ehrenbürger zweier Städte ernannt wird und nach dem Straßen benannt werden, muss der nationalsozialistischen Führung genehm gewesen sein. Dies wurde in verschiedenen Veröffentlichungen in der Zeit ausgeführt. Zum 87. Geburtstag von Ludwig Dill erschien 1935 eine ausführliche Würdigung seiner Werke in der Zeitung „Der Führer“: „Es ist erstaunlich, wie Dill schon vor Jahrzehnten aus seinem lebendigen Glauben an die deutsche Kunst in seinen Werken ein Bekenntnis ablegte, daß erst heute in der Allgemeinheit beginnt, sich als richtig durchzusetzen. Er weiß es und malte es uns mit stark zu Herzen gehender Nachdrücklichkeit und Klarheit, daß die Erde unsere wahre Heimat ist, das natürliche Geschöpf der reinen Rasse und die natürlichste Natur.“[2]

Dills Werke fanden auch den Gefallen der nationalsozialistisch ausgerichteten Kunst-Verwaltung. So erhielt er zu seinem 88. Geburtstag ein handsigniertes Bild von Adolf Hitler.[3]

Doch wie weit reichte die Sympathie Dills zu der NSDAP? Hat sich Ludwig Dill aktiv für die nationalsozialistischen Zielen eingebracht? Oder wurde der renommierte und betagte Künstler von den politischen Entscheidern oder von den Vertretern der „Deutschen Kunst“ vereinnahmt?  

Die Fragen ließen mich nach Abgabe des redaktionellen Artikels für den „Boten“ nicht los. Ansatzpunkt für die meine neueren Recherchen war der Beitrag von Michael Koch in denBadischen Biographien“ 1990. Er legt dar, dass sich Ludwig Dill, nachdem er sich zur Ruhe gesetzt hat, der “Deutschen Kunstgesellschaft” angeschlossen hat, einer Keimzelle des nationalsozialistisch gelenkten „Kampfbundes für deutsche Kultur“.[4]

Erste Recherchen im Stadtarchiv Karlsruhe und im Landesarchiv Baden-Württemberg belegen, dass Ludwig Dill zum Vorstand der “Deutschen Kunstgesellschaft” gehörte, doch weitere Details sind erstmal nicht zu ermitteln. Die Sucharbeit geht weiter. Die Durchsicht der lokalen Zeitungen aus den 1930er Jahren wird in den Archiven in Karlsruhe sowie in dem umfangreichen digitalisierten Bestand der Badischen Landesbibliothek durchgeführt. Kontakte zu den Nachfahren von Ludwig Dill in Dachau werden geknüpft, Korrespondenz zu den Dachauer Galerien und Museen aufgenommen, wo sich zahlreiche Dill-Gemälde befinden und wo zum 150. Geburtstag eine umfangreiche Werk-Schau durchgeführt wurde. Doch keine der Quellen hat bisher die Aktivitäten und die Beziehungen von Ludwig Dill zu der „Deutschen Kunstgesellschaft“ aufgearbeitet. Eine Dissertation von Kirsten Baumann „Wortgefechte: völkische und nationalsozialistische Kunstkritik 1927 – 1939“ geht wohl nur in wenigen Stellen auf Ludwig Dill ein, doch zeigen sie die enge Verbindung und gegenseitige Akzeptanz zwischen der Gesellschaft und Dill.[5]

„Die ‚Deutsche Kunstgesellschaft, Sitz Dresden‘ hat den alleinigen Zweck, wesenhafte und rein Deutsche Kunst zu fördern!“, zeigt Baumann zweifelsfrei auf. Beachtenswert ist, was die Kunstgesellschaft unter „Deutscher Kunst“ versteht. Dazu gehören nach deren Definition nur Werke von „deutschen“ Künstlern, davon werden jüdische und expressionistische Künstler ausgeschlossen. Somit gehören Max Liebermann, Otto Dix, Max Pechstein, nicht zu dem Kreis, Künstler, deren Werke später als „entartete“ Kunst klassifiziert wurden. Die Kunstgesellschaft bekannte sich zum Kampf gegen den „Verfall Deutscher Kunst“ und gegen „die alten Erbfeinde Deutschen Wesens, Rom und Juda“, sie nahm deshalb nur „deutschstämmige Künstler“ auf.[6]

Ludwig Dill engagiert sich in der „Deutschen Kunstgesellschaft“ bereits in den 1920er Jahren. 1927 hatte er das Amt des 2. Vorsitzenden der Gesellschaft inne. Über diese Anfänge erinnert sich Malerin und Begründerin der Gesellschaft Bettina Feistel-Rohmeder im Jahr 1938: „Wir von der ‚Deutschen Kunstgesellschaft‘, die wir vor elf Jahren als wahrlich ‚ein Häuflein klein‘ den Kampf um die Deutsche Kunst begannen!“[7] Feistel-Rohmeder, eine einstige Schülerin Ludwig Dills, äußerte sich immer wieder in ihrer deutlichen Wortwahl als überzeugte Vertreterin nationalsozialistischen Gedanken.  

Die Leistung von Ludwig Dill als 2. Vorsitzenden wird von Feistel-Rohmeder hoch eingeschätzt: „Diesem Namen verdanken wir alle Fortschritte in der Künstlerschaft während der Jahre 1927-1932.“[8] Ludwig Dill war von dem 1. Vorsitzenden der Gesellschaft gewonnen worden, von Heinrich Blume, Lehrer und Reichstagsabgeordneter. Dieser ist damals in der Öffentlichkeit radikal antisemitisch aufgetreten.

Eine der Gründe für den aufkommenden Antisemitismus kann man als Folge der Hyperinflation von 1923 sehen, die wiederum eine Folge des Ersten Weltkriegs war. Es wurde ein Sündenbock für die verheerenden Folgen der Geldentwertung gesucht. Der Stempel des „Schiebers“, der sich auf Kosten der Mitmenschen bereichert, wurde den Juden angehängt.[9]

Die „Deutsche Kunstgesellschaft“ ging aus dem 1894 gegründeten völkischen und antisemitischen „Deutschbund“ hervor. Feistel-Rohmeder stand Richard Müller zur Seite, ein Professor an der Kunstakademie Dresden, der 1911 bereits den „Protest deutscher Künstler“ gegen eine „Überfremdung“ des Kunstmarktes mitunterzeichnet hatte.

Bettina Feistel-Rohmeder stellt bereits 1927 nach dem Aufkauf eines Gemäldes von Max Pechstein, Expressionist, von Reichspräsidenten Hindenburg für ein Gastgeschenk in die Schweiz die demagogische Frage: „…ob wir denn schon so arm an deutschblütigen und in Deutschen Sinne schaffenden Künstlern sind, dass wir Deutsche Kunst im Ausland durch einen Führer des Expressionismus oder Judenstiles vertreten lassen müssen.“[10]

Die Beweggründe von Ludwig Dill, sich aktiv in der „Deutschen Kunstgesellschaft“ einzubringen, sind ohne weiterem Quellenstudium nicht nachzuvollziehen. Vielleicht rühren sie aus seiner Enttäuschung heraus, dass seine Kunst nicht mehr gefragt war. Er hat in seinen späten Jahren, als er künstlerisch und gesellschaftlich nicht mehr im Mittelpunkt stand, die Wertschätzung durch die „Deutsche Kunstgesellschaft“ gerne angenommen. Für ihn bot die Vereinigung ein Forum, seine Kunst publik zu machen. Seine Werke wurden nicht mehr in den großen Ausstellungen berücksichtigt.

Wesentliche Aufarbeitung der Ziele der Kunstgesellschaft und ihrer Organe sind in der Dissertation von Kirsten Baumann zu finden. Sie stellt detailliert die Verflechtungen der Künstlergesellschaften mit der NSDAP dar. Dabei untersucht sie die Zeitschriften „Deutsche Kunstkorrespondenz“, „Deutscher Kunstbericht“ und „Deutsche Bildkunst“. Dabei zeigt sie auf, dass der Maler Ludwig Dill die Herausgeberin Bettina Feistel-Rohmeder tatkräftig unterstützt hat.[11]

Baumann beschreibt die „Deutsche Kunstgesellschaft“ in Dresden als eine kleine, extrem aggressive völkisch-fundamentalistische Gruppierung. „Sie eröffnete den publizistischen ‚Kunstabwehrkampf‘ gegen die künstlerische Moderne, der bis zur Großen Deutschen Kunstausstellung bzw. der ‚Entarteten Kunst‘ in München andauerte.“ Sie bezeichnet die Mitglieder als völkische Fundamentalisten. „Diese völkischen Fundamentalisten waren in erster Linie Maler, aber auch Kunsthistoriker und nationalsozialistische Politiker, die sich einer konstruktiven Auseinandersetzung ebenso wie einem fachlichen Dialog über Kunst verweigerten und eine willkürliche, sektiererische Selbstabschließen betrieben.“[12] Weiter charakterisiert sie die Mitglieder: „Die Maler aus dem Umfeld der Deutschen Kunstgesellschaft bildeten einen kleinen, homogenen Kreis von traditionell akademisch arbeitenden Künstlern, Landschafts- und Tiermalern, die teilweise auch mythisch-germanischen Themen verhaftet waren. Ihr eigenes Schaffen betrachteten sie als vorbildlich für die zukünftige ‚deutsche‘ Kunst. Sie sahen sich als verkannte künstlerische Elite und Opfer einer systematischen Vernichtung ‚deutscher‘ Kunst durch die international aufgeschlossenen Kulturpolitik der Weimarer Republik.“[13]

Auch der „Arierparagraph“ muss Ludwig Dill bewusst gewesen sein. Dieser ist in den Richtlinien zur Durchführung von Ausstellungen der „Deutschen Kunstgesellschaft“ zu finden. „Nur Werke Deutschblütiger Künstler“ waren zu Ausstellung zugelassen.

Daher war es der Gesellschaft ein Dorn im Auge, dass bei der „I. Ausstellung rein Deutscher Kunst“ 1929 in Lübeck auch Werke von Max Liebermann zu finden waren. Max Liebermann gehörte als Jude und Vertreter der neuen Kunstrichtungen zu den von der Gesellschaft bekämpften Malern. Bettina Feistel-Rohmeder führt in dem „Deutschen Kunstbericht“ 1930 aus: „In der ‚Deutschen‘ Kunstausstellung aber, wo z.B. für einen Deutschen Altmeister wie Ludwig Dill heuer kein Platz war, füllten sich weite Säle mit den Klecksereien notorisch Unbegabter.“[14]  Die Rede ist von der deutschen Kunstausstellung München, im Glaspalast, 1930.

Ludwig Dill war bis ins hohe Alter geistig rege und aktiv. So schrieb er, auch als er weit über 80 Jahre alt war, Briefe und Postkarten, von Hand und in einer schönen Schrift. [15]

Bereits 1933 würdigte die Zeitung „Der Führer“ anlässlich des 85. Geburtstag die Verdienste des Künstlers Dill: „..der für eine hochstehende, lebendige artgerechte Malerei eintrat“.[16] In dem gleichen Artikel zieht „Der Führer“ aus Anlass der Ausstellung im Badischen Kunstverein das Resümee: „Mit den folgenden Ausstellungen dürfen wir erwarten, daß der Badische Kunstverein wirklich einen deutschen Kurs auf weitere Sicht einschlagen wird, und daß alle die Kräfte durch ihn gefördert werden, die aus den Wurzeln unseres Volkstums wachsen; denn nichts ist in den letzten Jahren so vernachlässigt worden wie eine wirklich nationale Kunst.“ [17] 

Die Recherchen in Museen und Archiven sowie das Auswerten der Literatur bestätigen mich in der Einschätzung der Fakten, die ich mir vor dem Eintauchen in die Unterlagen der 1920er und 1930er Jahren gebildet hatte: Es bedarf der wissenschaftlichen Aufarbeitung des Lebens von Ludwig Dill und ein intensives Studium von Quellen zu seiner Person und seinem Werk. Hoffentlich nimmt sich einer der Bewahrer und Kenner der Dill-Werke dieser Aufgabe an und gibt eine Studie in Auftrag oder formuliert dazu eventuell eine Magister- oder Doktorarbeit. 

Regina Meier

 

Quellen

Stadtarchiv Gernsbach, 02.13, Ludwig Dil

Michael Koch, Ludwig Dill; in: Badische Biographien NF 3 (1990)

Baumann, Kirsten, Wortgefechte: völkische und nationalsozialistische Kunstkritik 1927 – 1939, Weimar, 2002

Bettina Feistel-Rohmeder, Im Terror des Kunstbolschewismus: Urkundensammlung des “Deutschen Kunstberichtes” aus den Jahren 1927 – 33, Karlsruhe 1938

Artikel in “Der Führer”, Das Hauptorgan der NSDAP Gau Baden; der badische Staatsanzeiger, Karlsruhe, Führer-Verlag   

[1] Gernsbacher Bote, Casimir Katz Verlag, Gernsbach, 1/2023, S. 10f.

[2] Der Führer; Das Hauptorgan der NSDAP Gau Baden; der badische Staatsanzeiger, Karlsruhe, Führer-Verlag,  Der Führer am Sonntag, 1935; (3.2.1935), Seite 5

[3] Karlsruher Tagblatt, Karlsruhe, Müller Verlag, 1937, 1.2.1937, Seite 5

[4] Michael Koch, Ludwig Dill, in: Badische Biographien NF 3 (1990), 59-60

[5] Kirsten Baumann, Wortgefechte: völkische und nationalsozialistische Kunstkritik 1927 – 1939,Weimar, 2002

[6] Jörg Osterloh, Ausschaltung der Juden und des jüdischen Geistes, 2020, S. 106

[7] Bettina Feistel-Rohmeder, Im Terror des Kunstbolschewismus – Urkundensammlung des Deutschen Kunstberichts aus den Jahren 1927-33, 1938,

[8] Feistel-Rohmeder, a.a.O., S. 214

[9] Christoph Jahr, Hyperinflation stand am Anfang der Goldenen Zwanziger, Neue Zürcher Zeitung 25.3.2023, S. 42f.

[10] Feistel-Rohmeder, a.a.O., S. 10

[11] Baumann, a.a.O., S. 56

[12] Baumann, a.a.O., S. 9

[13] Baumann, a.a.O.,, S. 21

[14] Feistel-Rohmeder, a.a.O., S. 96

[15] Stadtarchiv Gernsbach, 02.13, Ludwig Dill, Schriftverkehr mit Paula Stoll, Karlsruhe

[16] Der Führer, 1933, 11. März 1933, Seite 8

[17] Der Führer, 1933, 11. März 1933, Seite 8

 

 

 

 

Bermersbacher Grat im Frühjahr

Zum zweiten Mal wandern wir auf dem Bermersbacher Grat. Im vergangenen Jahr wurde mir dieser dieser landschaftlich wunderschöne Pfad vorgestellt, und dieses Jahr habe ich diese Tour wiederholt.

Wieder war ich völlig begeistert von der Wegführung entlang des Höhenkamms, mit anspruchsvollen Steigungen auf dem verschlungenen Pfad. Sicher – der Aufstieg von Bermersbach zur Höfelskopf-Hütte ist steil und anstrengend, aber die Aussicht von dort oben ins Murgtal und auf den gegenüberliegenden Höhenrücken ist einmalig.

Danach folgt ein Wanderpfad, wie man ihn sich nicht schöner vorstellen kann: auf einem weich gepolsterten Untergrund geht man zwischen Heidelbeer-, Preiselbeer- und Rauschbeer-Sträuchern hindurch. Man kann sich gar nicht satt sehen an dem Grün der Moos-Teppiche und den urigen Felsformationen – bis man irgendwann vor einem Granit-Kreuz steht, der den Höhepunkt des Weges darstellt. Meint man! Doch es geht weiter, noch höher, noch urtümlicher, noch grüner.

Der Weg abwärts führt an einem laut plätschernden Bach entlang, gesäumt von vermoosten Baumstämmen, der in den Bermersbacher Wasserfällen endet.

Über einen schmalen Wiesenweg kommt man zurück an die Ebet-Mühle, wo man noch gemütlich Rast machen kann, bevor man wieder nach Bermersbach zurückkehrt.

Ein gelungener Frühlings-Rundweg, genau richtig für die Wandersaison-Eröffnung. 

Wolf Biermann. Rastatt – Karlsruhe – Berlin

Im April dieses Jahres hatte der Deutsch-Israelische Freundeskreis gemeinsam mit der Literarischen Gesellschaft Karlsruhe Wolf Biermann eingeladen. Und das Jubez, das Kulturzentrum am Kronenplatz in Karlsruhe, war bis auf den letzten Platz gefüllt. Gemeinsam mit dem ZEIT-Journalisten Andreas Öhler nahm Wolf Biermann das Publikum mit auf seine Reise durch die deutsche Geschichte der letzten 50 Jahre, immer in Bezug auf seine enge Verbindung zu Israel und seinem Buch „Mensch Gott!“.

Er erzählte von seinem kürzlichen Auftritt in der Elbphilharmonie, in Paris und in Israel. Humorvoll und todernst zugleich, manchmal polternd und mit peitschenden Worten, manchmal einfühlsam und verhalten trug er seine Lieder und seine Gedanken vor. „Die Tränen der Mütter von toten Soldaten sind alle gleich“, war einer seiner Anmerkungen zum Ukraine-Krieg.
Höhepunkt war sicherlich die Aufführung seines neuen Liedes „Späte Ermutigung“. Dafür hatte er für das Publikum eine Kopie seines Textes samt Noten vorbereitet. Begeisterten Applaus gab es bei dem Lied „Lass dich nicht verhärten“, das zu seinen Klassikern gehört. So kennt man Biermann, so hat er Geschichte geschrieben.

Die Stephanus-Buchhandlung erlebte nach der Veranstaltung einen wahren Ansturm auf die Biermann-Bücher. Wolf Biermann hatte alle Hände voll zu tun, den Signierwünschen nachzukommen. Dies machte er viel Geduld und allerlei humorvollen Kommentaren. Vor allem, als ich ihm das Foto von 1999 zeigte, das im LWG Rastatt von der Signierstunde nach seinem Konzert gemacht wurde.

Damals gestaltete er auf Einladung des „Amtes für Schulen, Kultur und Sport der Stadt Rastatt“ im Ludwig Wilhelm Gymnasium einen Liederabend „Süßes Leben – saures Leben“. Damals beschrieb er sein Programm: Diese Lieder haben den Ton, den das Publikum seit Jahrzehnten kennt, aber sie bewegen sich noch mehr als früher in meiner familiären Heimat und zugleich vertrauter in der weltweiten Fremde.“

Im April 1999 waren seine Texte genau so provozierend wie zu der Erstehungszeit in den sechziger Jahren, als er  zum radikalen Kritiker an der Parteidiktatur der DDR wurde. Seine Ausbürgerung 1976, die er nach dem totalen Auftritts- und Publikationsverbot in den sechziger Jahren hinnehmen musste, führte damals zu einer Protestbewegung in Ost und West. Damals musste Wolf Biermann einne neuen Anfang wagen, ungewollt, aber ohne Alternative.

Der Dichter wurde mit allen großen deutschen Literaturpreisen ausgezeichnet. Seine Gedichtbände sind unter den meistverkauften der deutschen Nachkriegsliteratur.

Eine weitere Ehrung wurde ihm in diesem Jahr zuteil. Die Ausstellung im Deutschen Historischen Museum zeigt in der Ausstellung “Wolf Biermann – ein Lyriker und Liedermacher in Deutschland“ vom 7. Juli 2023 bis 14. Januar 2024.

Wie das Museum ankündigt, thematisiert die Ausstellung Wolf Biermann vor dem Hintergrund der besonderen Stellung, die die Kultur in der DDR einnahm. Sie folgt dem Werdegang des Liedermachers von seiner Übersiedelung in die DDR über erste künstlerische Erfolge bis zum Auftrittsverbot und schließlich seiner Ausbürgerung. Diese stellte ihn vor eine Herausforderung: Wie definierte sich ein Liedermacher neu, der sich bei aller Kritik an der SED-Führung als Kommunist verstand? Als 1989 die Bürgerrechtsbewegung in der DDR erstarkte und die Regierung ins Wanken geriet, blieb Biermann vorerst Zaungast. Eine ausführliche Station ist auch der Familiengeschichte Wolf Biermanns gewidmet: Für Biermann, dessen Vater Dagobert als Jude und Mitglied des kommunistischen Widerstands in Auschwitz ermordet wurde, war dies nicht erst nach seiner Ausweisung aus der DDR zentral.

Frühlingstour zum Kleinen Matterhorn

Keine Bange – es geht bei der ersten Fahrrad-Tour des Jahres 2023 nicht gleich in die Schweizer Berge, geschweige denn zu einem der bekanntesten Berge der Alpen. Vielmehr gibt es im Murgtal hoch über Forbach einen ebenso markanten Felsen, der das “Kleine Matterhorn” genannt wird. Bei herrlichstem Frühlingswetter machen wir uns zu unserer ersten gemeinsamen E-Bike-Tour auf. Es beginnt klassisch übers Waldbachtal hoch zum Müllenbild und weiter zum Haidenell und Lindel auf die Rote Lache. Werner steuert den neuen Steinedeck-Trail an, ich  kehre über das Kleine Matterhorn zurück ins Murgtal. Herrliche Ausblicke ins Tal und die Sicht auf blühende Baume verführen mich zu so manchem Halt bei der steilen Abfahrt. Und auch bei der wohlbekannten Strecke von Weisenbach nach Gernsbach gibts neue Blickpunkte: ein neuer Aussichtspunkt oberhalb der Katz Werke, das neu errichtete Kappler-Kreuz an der Schlossstraße und last, but not least die österlich geschmückten Brunnen in der Altstadt von Gernsbach.  Ein schöner Abschluss der Ostertage 2023!

Und was war sonst noch los in Gernsbach: jede Menge! Spannend war das morgentliche Erlebnis am Storchenturm. Ein Storch machte kurz Rast auf dem historischen Wehrturm. Doch leider war er bis zur Krönungsmesse in der Liebfrauenkirche schon wieder verschwunden. Wer weiß, vielleicht kommt er doch noch wieder? Anita Steimer konnte ihn kurz in einem Foto einfangen.

Maler Ludwig Dill vor 175 Jahren geboren

Nahe der Hauptschule Gernsbachs findet sich die Ludwig-Dill-Straße. Sie ist nach dem bekannten Maler Ludwig Dill benannt, der 1848 in Gernsbach geboren wurde – vor nunmehr 175 Jahren.

Dill gehört zu den prominenten Künstlern des 19. Jahrhunderts und seine Werke sind in Museen und Sammlungen auf der ganzen Welt zu finden.

Geburtshaus Ludwig Dill in Gernsbach

Der Vater, mit dem gleichen Vornamen Ludwig, kommt 1845 als Amtsassessor ans Gernsbacher Bezirksamt und ist während der badischen Revolution als Vertreter des Großherzogs im Amt. Die frühen Kindheitsjahre verbringt Ludwig in seinem Elternhaus am Stadtbuckel in Gernsbach, in der Hauptstraße 45 und eine Tafel erinnert noch heute an den berühmten Sohn der Stadt. 1856 wird der Vater nach Durlach versetzt. Von dort aus zieht die Familie weiter nach Stuttgart, wo der Sohn Ludwig am Polytechnikum zunächst Ingenieurwissenschaften, dann Architektur studiert. Vom Berufswunsch des Sohnes als Maler sind die Eltern zunächst nicht begeistert, doch die zahlreichen Erfolge des Sohnes beruhigen sie. „Wenn ich meinen Eltern gesagt hätte, ich wolle Kaminkehrer werden, hätten sie nicht mehr entsetzt sein können  als über den Maler“, schreibt er in seinen Memoiren.

Ludwig Dill wird schon früh künstlerische Anerkennung zuteil, seine Werke sind gefragt. Den Durchbruch als Maler erreicht er durch die Werke, die er bei seinen Studienreisen durch Italien geschaffen hat.1893 wird er Preisrichter für die Weltausstellung in Chicago berufen und 1900 nach Paris.

Dill ist bei führenden Künstlervereinigungen Deutschlands jener Jahre eine treibende Kraft. 1893, im Gründungsjahr der Münchner Sezession, übernimmt er deren Geschäftsleitung und wird in Dachau sesshaft. Auch hier gibt die Landschaft dem Maler viele neue Impulse für die künstlerische Weiterentwicklung. 1894 gründet er mit anderen Kollegen außerdem die Künstlervereinigung Neu-Dachau. 1899 wird Dill an die Akademie in Karlsruhe berufen und zum Professor für Landschaftsmalerei ernannt. Diese Stellung hält er bis zum Eintritt in den Ruhestand 1919 inne.

Ludwig Dill. Quelle: Stadtarchiv Karlsruhe

Nach dem Ersten Weltkrieg wird Ludwig Dill zu einer hoch geachteten Persönlichkeit, die Verleihung der Ehrendoktorwürde der Technischen Hochschule Karlsruhe ist nur ein Ausdruck davon. Mehrere Ausstellungen in Mannheim, Karlsruhe und München würdigen sein Schaffen als Maler.

Gernsbach ließ es sich nicht nehmen, den berühmten Künstler bereits zu seinen Lebzeiten zu ehren. So wurde 1935 anlässlich seines 87. Geburtstages eine der „neu in Angriff genommenen Straßen“ in Ludwig-Dill-Straße benannt. Zum 90. Geburtstag wird Dill zum Ehrenbürger der Stadt Gernsbach ernannt.

Ludwig Dill: Hochwasser am Altrhein.

Zum Dank schenkt Ludwig Dill seiner Geburtsstadt das Ölgemälde „Hochwasser am Althrein“. Er hat das Bild in einer Ausstellung in Baden-Baden gezeigt und ist der Meinung, es „kann sich sehen lassen“. Dill äußert aufgrund der Größe des Werkes die Bitte, ob „im Rathaus oder sonst wo, eine geeignete Wand für das Bild“ vorhanden sei. Das Gemälde entstand 1913 und ist in der Reihe seiner imposanten Baumbilder zu sehen. Es zeigt knorrige Bäume in einem überschwemmten Landstrich und ist ganz in gelb-grünen Tönen gehalten.

Die Gesundheit des Malers erlaubt ihm nicht, 1938 die Ehrenbürgerwürde Gernsbachs persönlich entgegen zu nehmen. Auf die Einladung des Bürgermeisters nach Gernsbach antwortet der Jubilar: „Ihrer gütigen Einladung nach Gernsbach zu kommen, wird bei meinem Zustand, der hoffnungslos erscheint, kaum in Erfüllung gehen.“ Ludwig Dill stirbt am 31. März 1940 in Karlsruhe.

1998 fand eine große Gemäldeausstellung anlässlich seines 150. Geburtstages statt. Unter der künstlerischen Leitung des Museumsvereins Dachau konnte die Ausstellung auch im Gernsbacher Rathaus gezeigt werden und bot eine Übersicht über die verschiedenen Schaffensperioden. Gleichzeitig erschien ein umfassender Werkkatalog, der einen umfassenden Einblick in die Werke Ludwig Dills ermöglicht.

Zwischenzeitlich sind auch die bislang in Privatbesitz befindlichen Memoiren des Künstlers in Buchform erschienen und dokumentieren die Verbindungen des Gernsbachers zu seiner Geburtsstadt.

Ludwig Dill wurde Ende der zwanziger Jahre Ehrenvorsitzender der “Deutschen Kunstgesellschaft”. Er hat sich darin auch als 2. Vorsitzender engagiert und muss daher auch die Ziele des Vereins mitgetragen haben. Diese Vereinigung sprach sich für eine “völkische deutsche Malerei” aus. Diese nationalsozialistische Organisation wandte sich heftig gegen die künstlerische Moderne und beeinflusste die Diskussionen über moderne Ausdrucksformen mit antisemitischen Parolen. Die Deutsche Kunstgesellschaft trat dem nationalsozialistisch gelenkten “Kampfbund für deutsche Kultur” bei, der späteren NS-Kulturgemeinde.

Für die weitere Recherchen über die Verbindungen von Ludwig Dill zu den nationalsozialistischen Kreisen bedarf es der Historiker, die Archivmaterialien und Korrespondenzen aufzuarbeiten. Wesentliche Eckpfeiler dazu wurden bereits im Stadtarchiv Karlsruhe und im Landesarchiv Baden-Württemberg veröffentlicht.

Siehe auch „Gernsbacher Bote“ 1/1995 sowie 1+2/1998 und 1/2010
Bärbel Schäfer – Ludwig Dill, Leben und Werk, Dachau 1998
Ludwig Dill – Lebenserinnerungen, Dachau 2010
Michael Koch – Ludwig Dill; in: Badische Biographien NF 3 (1990)

Der Artikel erschien im Gernsbacher Bote 1/2023, Seite 10-11

Nachtrag: Ludwig Dill und die Deutsche Kunstgesellschaft

Kalender 2023: My strength is trust

Ein neues Jahr steht vor der Tür: 2023. Und ein neuer Kalender wurde gestaltet. Werner liefert die Fotos dazu und Martina hat in kreativer Arbeit das Kalendarium geschaffen. Ganz besonders ist in diesem Jahr das Motto, das erst nach Fertigstellung der gestalterischen Arbeit festgelegt wurde. Ralf und Martina haben das Hesse-Wort: “Meine Stärke ist das Vertrauen.” aus dem Englischen entlehnt: “My strength is trust.” Das verbindet all die Fotos und die Idee hinter dem Kalender 2023.

Der Satz stammt aus Hesse’s Buch: “Bäume”, das eine Neuauflage des ursprünglichen Werkes “Wanderung”(1918) ist. Der Satz ist eingebettet in eine ganze Abhandlung Hesses über Bäume: “Bäume sind für mich die eindringlichsten Prediger gewesen.” Und eine Seite später kommt der hier herausgepickte Satz:”  Ein Baum spricht: Meine Kraft ist das Vertrauen. ” Und weiter:  “Wenn wir traurig sind und das Leben nicht mehr gut ertragen können, dann kann ein Baum zu uns sprechen: Sei still! Sei still! Leben ist nicht leicht, Leben ist nicht schwer.” Ich kann die Lektüre dieses über 100 Jahre alten Textes nur empfehlen.

Wenn jemand mehr über die Herkunft der Schrift erfahren möchte, sei die Webseite empfohlen:  Latinletters – Kunst aus Buchstaben, Wörtern , Sätzen und Werken

Das Jahreskalender 2023 beginnt mit einem schwarz-weiß-Bild der Bay Bridge in San Francisco.  Fahrzeug an Fahrzeug rollt hier über diese etwa 3 Kilometer lange Brücke Richtung Oakland, doppelstöckig mit fünf Fahrspuren. Die Verbindung über die Bucht von San Francisco bietet einen tollen Blick auf Downtown und die steilen Straßen San Franciscos.  Mit dieser Ansicht beginnen wir nicht nur das Jahr 2023, sondern führen auch hinein in die kalifornische Metropole.

Weiter gehts auf unserer Fahrt in Kalifornien in den Yosemite National Park. Das Februar-Motiv wurde an der Tioga Pass Road aufgenommen, am Olmsted Point. An dieser Sehenswürdigkeit hat uns nicht nur die Aussicht auf Half Dome, Tenaya Lake und Clouds Rest begeistert, sondern eher die Felsformationen. Diese geben diesem Ort seine besondere Ausstrahlung. Vielleicht lags auch daran, dass die Aussicht in die Ferne an diesem Tag nicht so gut war. Die großen Waldbrände am Rande des Yosemite Nationalparks hüllten das Tal morgens in dichte Rauchschwaden, erst am Nachmittag, als Wind aufkam, lichtete sich der Nebel. Auf dem kargen Felsboden sieht man am Horizont Bäume. Tatsächlich schaffen es hier Bäume zu wachsen, sie entwickeln sogar eine stattliche Größe. Eindrucksvoll waren insbesondere die Wacholderbäume. Sie trotzen hier oben – immerhin befinden wir uns hier über 2.500 Höhenmeter – auch dem strengen Winter und den kräftigen Winden.

Bäume haben ganz besondere Kräfte – und dies nicht nur in den Phasen ihres Wachsens und Gedeihens. Auch dieser längst abgestorbene Stamm fasziniert durch seine Ausstrahlung. Da liegt kein toter Baum auf der Erde, vielmehr signalisiert seine trockene, gewundenen Baumrinde Bewegung. Die Formen regen unsere Sinne an,  selbst aus diesem ausgetrockneten hölzernen Koloss strömt Stärke und Kraft. Einmal mehr der Anlass, Hermann Hesses Büchlein “Bäume” zur Hand zu nehmen und darin zu verweilen. Bei dem Schlusssatz des Gedichts “Gestutzte Eiche” bleib ich hängen: 
“Und allem Weh zum Trotz bleib ich
Verliebt in die verrückte Welt.”

Die erste Ausgabe “Bäume” von Hermann Hesse ist bereits 1919 erschienen:

Das April-Motiv des diesjährigen Kalenders ist ein Klassiker-Motiv aus San Francisco.

Mit diesem Foto kommen wir auf unserer Reise durch Kalifornien wieder zurück in die Stadt am Golden Gate. Sie bietet  unverwechselbare Straßenbilder. Zum einen sind da die steilen Straßen und die spannenden Übergänge zu den Querstraßen, eine Autofahrt entlang dieser steilen Straßen ist ein besonders Erlebnis. Besonders das Queren der Kreuzugungen bleibt in Erinnerung.

Eindrucksvoll ist ein Spaziergang durch die hügelige Stadtlandschaft. Mittlerweile gibt es zahlreiche Tipps über Wanderungen, die attraktive Punkte der Stadt miteinander verbinden. Unter dem Stichwort “urban hikes” gibts jede Menge Anregungen im Netz, und die traditionellen Reiseführer haben dies auch in ihr Standard-Empfehlungen für einen Stadtbesuch aufgenommen.

Wir haben uns den Five-Peaks-Walk ausgesucht. Dabei kommt man an phantastischen Aussichtspunkten vorbei, die einen Blick in die Bucht von San Franciscso, auf Alcatraz wie der Golden Gate Bridge und der Bay Bridge bieten. Gefangen sind wir allerdings immer wieder von der phantasievollen und farbenprächtigen Gestaltung der viktorianischen Häuserfassaden. Und das Erholsame: ein Café oder eine Einkehrmöglichkeit liegen quasi auf dem Weg! Diese Aufnahme entstand in Castro Street, die ihr eigenes, buntes Flair auch in den Häuserfassaden sichtbar macht. Denn nicht nur “the Painted Ladies” an dem Alamo Square sind ein Foto wert, in der gesamten Stadt gibts Bilderbuch-Ansichten der liebevoll gepflegten historischen Gebäude.

Das Kalendarium hat sich an die Fassadenfarbe des prächtigen viktorianischen Hauses angepasst und gibt den korrespondierenden Farb-Tupfer im April-Motiv.

Das Mai-Kalenderblatt zeigt die Blumen Pink Ladies im White House Canyon.

Diese Blume sticht mit einer kräftigen rosa Blüte ins Auge und bricht mit ihrer grellen Blüte durch die karge Erde. Diese war von einer verheerenden Feuersbrunst im Jahr 2020 vernichtet worden. Ein abgebrannter Telefonmast liegt quer durch das Bild und ist Beweis für das furchtbare Desaster des Waldbrandes.

In Kalifornien sind die Blumen auch unter dem Namen Naked Ladies bekannt, einfach wegen des fehlenden Blattschmucks während der Blütezeit. Der offizielle Name ist Amaryllis Belladonna oder Belladonnalilie.

Erst beim Nachschauen über Pink Ladies wurde ich auf die neueste Fernsehserie „Pink Ladies“ aufmerksam. Eine neue Fernsehserie in den USA geht auf die Entstehungsgeschichte der Clique aus dem Original-Musical mit John Travolta und Olivia Newton-John ein. Seit April 2023 zeigt diese Serie die Vorgeschichte des Erfolgs-Musicals „Grease“, der Originalfilm  aus dem Jahr 1978 ist bei Fans absoluter Kult. Ist es Zufall, dass das Monatsblatt Mai unseres Kalenders – gerade nach dem Start der Fernsehserie – Pink Ladies abbildet? 

Diese gegensätzliche Farben, das grelle Rosa der Pink Ladies und der schwarze, verkohlte Telefonmast, hat Martina im unteren Teil des Fotos aufgegriffen und in den rosa Farbtupfern das Kalendarium versteckt. 

Im Juni-Motiv sticht das Grün der Redwood-Bäume als erstes ins Auge. Die Redwood-Bäume, die das verheerende Feuer von 2020 in Kalifornien überlebt haben, treiben wieder aus. Unglaublich ist auch, was die Menschen in den Santa Cruz Mountains in den letzten Monaten geschaffen haben. Sie packen den Wiederaufbau an.

Die Natur trotzt den Klima-Veränderungen, die Bewohner kämpfen wieder um ihren Lebensraum innerhalb der Wälder. Zusätzlich gibt es Aktionen aus allen Teilen der Bevölkerung. So wurde auf Betreiben der Mountains Park Foundation Künstler animiert, sich für die leidende Umwelt einzusetzen. Künstler wurden mit der Aktion Big Basin’s Art About eingeladen, sich einzubringen. Mit dem Angebot eines Stipendiums von 2.500 Dollar wurden zehn Künstler gesucht, die ein Kunstwerk schaffen sollten, das 2023 im Park präsentiert wird. Man darf auf das Ergebnis gespannt sein. Ob wohl das Foto der aufstrebenden Bäume auch in Frage käme? Dazu müsste man wohl vor Ort sein – was grad nicht möglich ist.

Wie Grashalme legen sich grüne Striche in das Bild des Kolibris mit den blühenden Pflanzen. Erst auf den zweiten Blick erkennt man, dass dies der gemalte Strichzug des Monatsnamens “Juli” ist. Die kalligraphischen Pinselstriche fügen sich nahtlos in die zarten Blumen ein. Beherrscht wird das Foto von dem nektarsaugenden Kolibri. Ein Flügelschlag dieses kleinen Vogels, der nur Bruchteile einer Sekunde dauert, ist hier festgehalten. Sein filigraner Flügelschlag lässt sich nur mit viel Gedukd in einem Foto einfangen. Daher gehört er zu den beruasfordernden Fotomotiven im White House Canyon.

Weltweit gehören die Disteln zu den anspruchslosen Pflanzen, daher findet man sie auch überall. Die mit Stacheln und Dornen besetzte Pflanzen gehört sicher nicht zu den Favoriten in Blumensträußen. Dabei entfalten die Blüten der Disteln bei genauem Hinsehen eine besondere Schönheit, sie bilden geradezu bizarre Kunstwerke. Keine Frage, dass sie daher in jedem Garten willkommen sein sollten. Hinzu kommt, dass sie eine wichtige Nahrungsquelle für Insekten, Vögel und Kleintiere sind. Ihren Status als Nationalblume Schottlands soll sie erhalten haben, nicht weil sie eine der widerspenstigsten Blumen der Welt ist, sondern weil sie eine besondere Rolle bei einem Angriff der Wikinger spielten.

Auch in den kalifornischen Wäldern, die von den überregionalen Feuern heimgesucht wurden, fasst sie wieder Fuß. Die verkohlte Rinde eines Mammutbaums ist im Hintergrund vor den in der Sommersonne leuchtenden Blüten der Distel zu erkennen. Fast lila schimmert die Rinde in den gleißenden Strahlen in der Mittagshitze, wie ein Abglanz der filigranen Blüte.  

Auch auf diesem Monatsblatt des 2023-Kalenders „My strengte is trust“ ist das Kalendarium nur auf den zweiten Blick zu finden. Farblich sind die Zahlen an das kräftige Lila und Grün der Pflanze angepasst, und die Anordnung der Zahlen korrespondiert mit der natürlichen Form der Blüte. Viel Freude beim Entdecken.

Schon September?! So bunt und so abwechslungsreich wie der Herbstmonat September mit der einsetzenden Blätterfärbung bei den Laubbäumen kommt das September-Monatsblatt daher. Eindeutig sind Motive aus San Francisco zu erkennen, genau dort wurde auch die Aufnahme gemacht.

Ganz links oben findet sich der Eintrag von Sofia für dieses monumentale Mosaik.

In der Clarendon Alternative Elementary School – nahe von Twin Peaks – findet man dieses farbenfrohe Mosaik. Diese farbigen Kacheln sind nur ein kleiner Ausschnitt aus einer großen Wand voller Motive. Das Ganze wurde 2010 begonnen. Es war eine grandiose Aktion. Unter der Federführung der Künstlerin Linda Larson und Lalitha Bardalaye und der Unterstützung von Lehrerinenn und Lehrer sowie der Eltern und Schüler wurde dieses großformatige Kunstwerk geschaffen. Davor erstreckte sich an der Stelle eine graue Fassade. Nun strahlt hier eine Keramik-Wand voller Namen und Formen und schafft eine ganz andere Willkommenskultur.

2005 beherrschte noch eine graue Fassade den Eingangsbereich der Schule. In einem Kunstprojekt verwandelte sich die Wand in ein farbenfrohes Ensemble.

Bei unserem Besuch mit Sofia, die diese Schule als Jugendliche besuchte,  wurden wir auf dieses Mosaik aufmerksam. Nun, nach all der Zeit, ist sie als junge Frau begeistert von ihrem einstigen künstlerischen Schaffen in der Schule.  Welche Kreativität, welche Vielfalt, welche Farben. So wie eben San Francisco ist!

Bei diesem Kalenderblatt kommt das Thema des Kalenders besonders deutlich heraus. “Meine Stärke ist das Vertrauen.” Wo kann dieser Leitsatz intensiver gelebt werden als in einer Schule. Ein solches Kunstprojekt über einen längeren Zeitraum durchzuführen, bedarf eines besonderes Engagements.

Das Kalenderblatt Oktober 2023 führt uns in den Yosemite National Parks. Entlang des State Highways 120 kurz vor dem Parkeingang konnten wir diese phantastische Aussicht genießen. Markant heben sich die Redwoods gegen den in leuchtend warmen Gelbtönen gefärbten Himmel ab. Wie ein Scherenschnitt stehen die Bäume auf dem Bergrücken. Kein Foto der Reise versinnbildlicht wohl passender den Hermann-Hesse-Text aus seinem Buch „Wälder“, aus dem auch das Motto des 2023er Kalenders entlehnt ist „My strength is trust“ – „Meine Stärke ist Vertrauen“. Hermann Hesse schreibt: „Bäume sind für mich immer die eindringlichsten Prediger gewesen. Ich verehre sie, wenn sie in Völkern und Familien leben, in Wäldern und Hainen. Und noch mehr verehre ich sie, wenn sie einzeln stehen. Sie sind wie Einsame.“

Zurück nach San Francisco führt uns das Kalenderblatt November. Ganz im Hintergrund im Nebel lugt die Spitze der Golden Gate Bridge heraus. Der bunte Drachen davor ist ein reale Erscheinung: Kinder spielen auf dem Tunnel Tops im Presidio Park im Herbstwind mit ihrem Drachen. Die gelbe November-Schrift gehört zu der graphischen Gestaltung des Monatsblattes und nimmt den Schwung und die Farbe des Drachenschwanzes auf. 

Das letzte Monatsblatt des Jahreskalenders 2023 zeigt eine stimmungsvolle Aufnahme von der kalifornischen Küste nahe San Francisco bei Fort Funston. Der Schriftzug des Monats nimmt die Brauntöne der Strandpflanzen auf und umrandet auch die Tagesziffern.

Die Pflanzen, die sich am Strand entlangziehen nennt man Carpobrotus , gehören zu den Mittagsblumengewächsen (Aizoaceae) und haben sich an die rauen Klimabedingungen der Pazifikküste angepasst. Sie sind gekennzeichnet durch verwachsene, dickfleischige Blätter und bilden eine natürliche, dichte Bodenbedeckung. Kilometerweit erstreckt sich dieser Bewuchs und bietet einen natürlichen Schutz der sandigen Böschungen.

Mit diesem Motiv geht der Kalender “My strength is trust” zu Ende. Über ein Jahr hinweg sind wir dem Zitat von Hermann Hesse gefolgt und haben dem Motto “Meine Stärke ist Vertrauen” nachgespürt.

Hier weitere Passagen aus dem Hesse-Text “Bäume”, den er 1919 in dem Buch „Wanderungen“ veröffentlichte. In den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg durchlebte Hesse umwälzende Veränderungen. So hat er seine turbulenten Jahre mit Bäumen verglichen und darin Symbole der Vergänglichkeit und Wiedergeburt, aber auch „allen Wachstums, allen triebhaften, naturhaften Lebens, aller Sorglosigkeit und geilen Fruchtbarkeit“ gesehen. In ihren Jahresringen und Verwachsungen erkennt man „allen Kampf, alles Leid, alle Krankheit, alles Glück und Gedeihen“.

„Bäume sind für mich immer die eindringlichsten Prediger gewesen. Ich verehre sie, wenn sie in Völkern und Familien leben, in Wäldern und Hainen. Und noch mehr verehre ich sie, wenn sie einzeln stehen. Sie sind wie Einsame. Nicht wie Einsiedler, welche aus irgendeiner Schwäche sich davongestohlen haben, sondern wie große, vereinsamte Menschen, wie Beethoven und Nietzsche. In ihren Wipfeln rauscht die Welt, ihre Wurzeln ruhen im Unendlichen; allein sie verlieren sich nicht darin, sondern erstreben mit aller Kraft ihres Lebens nur das Eine: ihr eigenes, in ihnen wohnendes Gesetz zu erfüllen, ihre eigene Gestalt auszubauen, sich selbst darzustellen. Nichts ist heiliger, nichts ist vorbildlicher als ein schöner, starker Baum …
Ein Baum spricht: In mir ist ein Kern, ein Funke, ein Gedanke verborgen, ich bin Leben vom ewigen Leben. Einmalig ist der Versuch und Wurf, den die ewige Mutter mit mir gewagt hat, einmalig ist meine Gestalt und das Geäder meiner Haut, einmalig das kleinste Blätterspiel meines Wipfels und die kleinste Narbe meiner Rinde. Mein Amt ist es, im ausgeprägten Einmaligen das Ewige zu gestalten und zu zeigen.
Ein Baum spricht: Meine Kraft ist das Vertrauen. Ich weiß nichts von meinen Vätern, ich weiß nichts von den tausend Kindern, die in jedem Jahr aus mir entstehen. Ich lebe das Geheimnis meines Samens zu Ende, nichts andres ist meine Sorge. Ich vertraue, daß Gott in mir ist. Ich vertraue, daß meine Aufgabe heilig ist. Aus diesem Vertrauen lebe ich…
Du bangst, weil dich dein Weg von der Mutter und Heimat wegführt. Aber jeder Schritt und Tag führt dich neu der Mutter entgegen. Heimat ist nicht da oder dort. Heimat ist in dir innen, oder nirgends….“
(Herrmann Hesse über Bäume in: Wanderung, 1919)
Somit versinnbildlicht der Kalender 2023 nicht nur das Wort „Meine Stärke ist das Vertrauen“, sondern führt auf eine zentrale Aussage von Hesse hin:

„Heimat ist nicht da oder dort.
Heimat ist in dir innen, oder nirgends.“

Für mich waren diese Hesse-Worte ein wichtiger Begleiter durch das Jahr 2023. Danke nochmals für die gelungene Gestaltung des Kalenders mit Fotos und Graphik!

Auf dem Salamander-Weg

Das war ein aufregender Abschluss einer gelungenen Spätherbst-Wanderung! Auf dem letzten Abschnitt unserer Wanderung konnten wir insgesamt zwölf Feuersalamander bewundern. Dank der Stirnlampen, die uns auf dem abendlichen Wanderweg heimleuchteten, konnten wir die seltenen Tiere mit ihren markanten gelb-schwarzen Zeichnungen gut ausmachen. Ein Glück!

Wir starteten unsere spätherbstliche Wanderung in Geroldsau und folgten dem malerischen Grobbach bis zum Bütthof. Doch da machten wir noch keinen Halt, sondern erklommen erstmal auf dem steilen Zick-zack-Weg den Kreuzfelsen. Die Wetterkapriolen meinten es gut mit uns und erlaubten uns noch sonnige Aussichten Richtung Merkur und Battert.  Auch Alt-Eberstein, das Alte Schloss und die Yburg waren gut auszumachen, bis zur Teufelsmühle reichte das weite Panorama.

Die markante Felsgruppe mit Geröllhalde besteht aus einem rötlich-grauen, mittel- bis grobkörnigen Granit mit teilweise porphyrischen Kalifeldspäten, dem sogenannten Bühlertalgranit, verrät das Schild an der Bernickelfels Hütte, Auf dem Fels befindet sich ein Kreuz, weshalb er auch Kreuzfelsen genannt wird. 

Das Kreuz auf dem Bernickelfelsen

Das Kreuz auf dem Bernickelfelsen geht auf den berühmten Architekten Friedrich Weinbrenner zurück. Dies ist wohl weitgehend unbekannt, aber in dem Buch von Ullrich Schumann in dem Buch „Promenade der Klassik – Friedrich Weinbrenner in Baden-Baden“ veröffentlicht worden. Demnach hat um 1812 die Stadt Baden-Baden ein „hohes hölzernes Kreuz“ errichten lassen, „auf einer Erhebung hinter den Geroldsauer Wasserfällen“. Das heutige Kreuz ist wohl erneuert worden und ist nicht mehr das Original, und es fehlt auch die damals erwähnte, sich um das Kreuz windende  Schlangenfigur, doch die Aufstellung dieses Kreuzes Anfang des 19. Jahrhunderts geht eindeutig auf Friedrich Weinbrenner zurück. Er hatte 1812 auch Pläne für den Ausbau des Fußweges durch das Geroldsauer Tal vorgelegt.

Der badische »Staatsarchitekt« Friedrich Weinbrenner (1766-1826) hat sich ja nicht nur durch die Umsetzung von Einzelbauten hervorgetan und in Baden-Baden und Karlsruhe ganz bedeutsam seine Spuren hinterlassen, ebenso wie in Gernsbach, wo der nach dem Stadtbrand von 1798 de Hauptstraße ein ganz neues Gepräge gab, sondern er beschäftigte sich auch mit der Wegeführung und Erschließung der Kulturlandschaft im mittelbadischen Raum.

Bei dem Abschnitt von der Bernickelfelsen-Hütte durch den lichten Buchenwald hinunter kommt nochmals die Sonne durch. Auch  entlang des Harzbaches können wir die spätherbstlichen Laubfärbung  genießen.

Wir treffen wieder auf den Grobbach, ein klassischer Pfad mit mehreren Brückchen führt entlang des rauschenden Baches.

Mit einer gemütlichen Einkehr im Bütthof endete die gelungene Tour. Was wir da noch nicht ahnten, dass uns noch ein spannender Rückweg bevorsteht, gesäumt von seltenen Feuersalamandern.

Namaste! Danke für die tolle Resonanz!

Vollbesetzter Saal im Kirchl.

Wir dürfen herzlich danke sagen für die gute Resonanz auf unseren Nepal-Vortrag. Wir hatten so viele interessierte Besucherinnen und Besucher, die aufmerksam die Fotos und persönlichen Erzählungen verfolgt haben. Und das Kirchl in Obertrot hatte nach der langen Corona-Einschränkungen auch mal wieder ein volles Haus. Werner und ich sind sehr dankbar dafür, dass der Verein Kultur im Kirchl großzügigerweise die Einnahmen aus den Eintrittsgeldern den Projekten der Nepalhilfe Beilngries zur Verfügung gestellt hat. Insgesamt kamen 382 Euro zusammen.

Besondere Erlebnisse

Mit dieser Spende werden die im Vortrag vorgestellten Schulprojekte im Distrikt Sindhu-Palchok, östlich von Kathmandu, unterstützt. Dieses Mal werden wir nicht persönlich die Spende überbringen können, das war eine einmalige und unvergessliche Aktion in 2018.

Für uns wurde an dem Abend im Kirchl wieder die Erinnerung an eine atemberaubende Trekking-Tour lebendig und die vielen schönen Begegnungen in dem Himalaya-Staat.
Doch damit wars noch nicht genug: an diesem Abend durften wir andere Reisende kennenlernen, die eine ähnliche Trekking-Tour gemacht haben. Wieder andere planen eine Wanderung im Annapurna-Gebiet. Danke für die anregenden Fragen und Gespräche. Wer mehr über die Nepalhilfe Beilngries wissen möchte, ist herzlich eingeladen, die Projekte auf deren Webseite zu verfolgen. 

Außerdem war es ein toller Abend, bei der auch mal wieder Freunde, ehemalige Schulkameraden und Familie zusammenkamen, die sich schon lange nicht mehr getroffen hatten. Da merkt man erst, was während den Corona-Monaten gefehlt hat.

Danke an das Team im Kirchl, wie auch all den anderen, die zum Gelingen dieses Abends beigetragen haben. Der Bericht in den Tageszeitungen hatte viele Besucher animiert, sich auf den Erlebnisbericht einzulassen. Danke für die lebendigen Artikel “Eine Reise zum Dach der Welt”, der in der BNN am Samstag, 8. Oktober 2022 erschien. Danke auch an das Team vom Stadtanzeiger, das die Kirchl-Veranstaltungen stetig begleitet.