Mit einem inspirierenden Vortrag über Zukunftschancen für Zukunftsgestalter beteiligte sich Univ.Prof. Marion Weissenberger-Eibl an den Baden-Badener Sommerdialogen 2020.
Dabei ging sie auf die wesentlichen Fragen der Zukunftsgestalter ein, wie wollen wir zukünftig leben?
Mit Mut in die Zukunft
In der Vorstellung der Referentin durch Petra Heuber-Sänger, Kulturbüro Stadt Baden-Baden, wurde deutlich, mit welchem Hintergrund Marion Weissenberger-Eibl sich zu dem Thema Zukunft zu Wort meldet. Sie hat seit 2007 die Leitung des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung ISI inne und seit 1/2013 den Lehrstuhl für Innovations- und TechnologieManagement am Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Die Liste ihrer Tätigkeit in Gremien, u.a. Mitglied des Kuratoriums der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) und Mitglied des Wirtschaftsausschusses sowie des Expertenkreises „Wirtschaft und Innovation“ des Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann, haben sie zu einer der Top-100-Frauen der deutschen Wirtschaft gemacht.
Das Thema Zukunft beherrscht die Wissenschaftlerin schon seit langem. Bei ihrem Überblick über Zukunftsbilder führte sie Beispiele aus der Vergangenheit an und ging auf das Risiko ein, aus Wissenschafts-Sicht einen Blick in die Zukunft wagen zu wollen.
So ist von dem Wissenschaftler Albert Einstein der Satz überliefert: „Es gibt nicht den geringsten Hinweis, dass Atomenergie jemals nutzbar sein wird.“ Aber auch die Erkenntnisse des Orakels von Delphi, die aus antiken Zeiten zur Vorhersage von zukünftigen Ereignissen diente, taugen nicht für die Gegenwart. Ein anderes Beispiel bietet Leonardo da Vinci: er hat bereits zu Ende des 15. Jahrhunderts Zeichnungen von Maschinen gefertigt, die erst in unserem Zeitalter realisiert wurden, wie seine Flugapparate oder seine Addiermaschine. Doch die rasante technische Entwicklung wurde von keinem Wissenschaftler in der Vergangenheit vorhergesagt. Unsere derzeitigen Rahmenbedingung machen Vorhersagen für die Zukunft noch schwerer.
Die Referentin führt in ihrem Vortrag aus, wie die Corona-Krise trotz aller negativen Auswirkungen einen neuen gesellschaftlichen Zusammenhalt und langfristige Chancen mit sich bringt. Die Digitalisierung hat in der Corona-Krise einen weiteren Schub erlebt. Auch wurden innerhalb kürzester Zeit beispielsweise innovative Lösungen in vielen gesellschaftlichen Bereichen entwickelt, beispielsweise in Bezug auf Nachbarschaftshilfen. Dies ergänzt Marion Weissenberger-Eibl um praktische Ausführungen: “Das Fahrrad ist der große Gewinner der Corona-Krise.”
Sie setzt darauf, dass Wirtschaft und Gesellschaft kraftvolle Zukunftsbilder entwerfen. Zukunftsbilder gehören nicht ins Museum, sondern auf die Straße, unter die Leute. Sie fordert mehr Experimentierräume: Reallabors, in denen die Erfahrungen kreativer Menschen weitergegeben werden können und untermauert dies mit einem Beispiel aus der Praxis, wie dem „Quartier Zukunft“ in Karlsruhe.
Vielleicht lässt sich daraus analog zum Orakel von Delphi eine Perspektive für die Zukunft ableiten: „Erkenne dich selbst.“, Entwicklungsmöglichkeiten zu erkennen und an einem positiven Zukunftsbild weiterzuarbeiten.
Margret Mergen, Oberbürgermeisterin Baden-Baden, dankte in den Schlussworten der Universitätsprofessorin für ihre aufrüttelnden Worte.